Das Oktoberfest läuft seit dem vergangenen Wochenende. Oktoberfest? Sagen Sie lieber „Wiesn“. Und für alle, die jetzt auch noch wissen wollen, was es mit dem Gspusi oder dem Noagerl auf sich hat – hier unser Wiesn-ABC.
„O’zapft is“! heißt es wieder auf dem Münchner Oktoberfest. Mit zwei kräftigen Schlägen – wie bereits in den Vorjahren – zapfte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Samstag pünktlich um 12 Uhr das erste Fass Bier an. Damit war das 189. Oktoberfest offiziell eröffnet
Für alle, die ihr Oktoberfest-Wissen aufbessern möchten – hier unser Wiesn-ABC zum 189. Münchner Oktoberfest, das bis 6. Oktober dauert:
A wie Anstich: Um Punkt 12 Uhr sticht der Münchner Oberbürgermeister am ersten Wiesn-Samstag in der Anzapfboxe im Schottenhamel-Zelt das erste Fass an und ruft: „O’zapft is!“
B wie Bier und Brezn: Bilden eine Art Corporate Identity des Festes. Kein Wiesn-Plakat kommt ohne Bilder von Brezn und Bierkrügen aus.
C wie Camping: Ein Hotspot ist während des Festes der Campingplatz in Thalkirchen. Vorzugsweise Australier leben dort in Zelten. In Campern kommen die Italiener, sie parken gern nah am Festgelände.
D wie Dirndl: Gibt es billig rund ums Festgelände. Mit Landhausmode hatte der Trachtenhype begonnen und über untraditionelle Minidirndl zuletzt zu einem etwas gehobeneren Stil geführt. Insider meinen allerdings: Die Pracht der Tracht verblasst langsam wieder.
E wie Essen: Wagenladungen davon werden jedes Jahr verspeist. Etwa 800.000 halbe Hendl wurden 2023 auf den Wiesn verzehrt sowie 177 Ochsen, außerdem tonnenweise gebrannte Mandeln und andere Leckereien.
F wie Flirten: Flirten gehört zur Wiesn wie Brezn, Bier und Blasmusik.
G wie Gspusi: Klappt es mit dem Flirten, hat man – für mindestens einen Abend – ein Gspusi.
H wie Hügel: Im Winter fahren Kinder mit dem Schlitten hinunter, zur Wiesn-Zeit geht es auf dem Hügel hinter den Zelten nicht gerade jugendfrei zu. Paare kommen sich näher, Wiesngäste erleichtern ihre Blase oder ihren Magen, manche schlafen dort ihren Rausch aus. Mit verstärkten Kontrollen ist hier allerdings mehr Ordnung eingekehrt.
I wie Italiener-Wochenende: Das mittlere der drei Wiesn-Wochenenden gilt traditionell als besucherstärkstes – und Zehntausende italienische Gäste tragen ihren Teil dazu bei.
J wie Jubel: Er brandet auf, wenn der Oberbürgermeister das erste Fass angezapft hat und das Bier endlich in Strömen fließt.Wiesnbummel 23.20
Promis auf dem Oktoberfest in München
K wie Käferzelt: Hier knutschten die Effenbergs, und zum traditionellen Wiesn-Besuch des FC Bayern bringen die Spieler ihre Frauen mit. Das nach der Wirtsfamilie Käfer benannte Zelt am Ende der Bierstraße ist nobel und das Promi-Zelt Nummer eins.
L wie Lebkuchenherz: Spatzl, Mausi oder der schlichte „Gruß vom Oktoberfest“ – wer ohne Lebkuchenherz von der Wiesn nach Hause geht, ist selbst schuld.
M wie Maß: Die Maß ist weiblich und sie wird mit kurzem a und scharfem s gesprochen. Wer „ein Maaaß Bier“ bestellt, outet sich sofort als Zugroaster. 6,5 Millionen Maß tranken die Gäste 2023.
N wie Noagerl: Der unappetitliche Rest in der Maß heißt Noagerl und teilt die Welt in drei Typen von Trinkern: Die, die auf den letzten Schluck verzichten, die, die ihn trinken, und die, die ihn gleich in die nächste Maß kippen.
O wie Öffnungszeit: Kompliziert. Ab 9 Uhr dürfen Gäste aufs Festgelände. Der Bierausschank beginnt an Wochenenden um 9, unter der Woche um 10 Uhr. Fahrgeschäfte machen um 10 Uhr auf. Schluss mit Musik und Bier ist je nach Zelt zwischen 22.30 Uhr und 0.30 Uhr, bei den Schaustellern endet der Betreib zwischen 23.30 und 24 Uhr.
P wie Prosit der Gemütlichkeit: Es ist der Wiesn-Gassenhauer schlechthin. Wenn er ertönt, heißt es: Hoch die Krüge und gsuffa.
Q wie Quiz: Sind Sie fit für die Wiesn? Sprechen Sie Bayerisch? Vor dem Fest kursieren allerlei Fragebögen, wobei das Abschneiden bei den Tests keinerlei Konsequenz für den Wiesnbesuch hat.
R wie Reservierung: Sie ist an sich kostenfrei, die meisten Zelte verlangen aber den Kauf von Verzehrgutscheinen, etwa für zwei Maß Bier und ein Hendl. Im Internet werden Reservierungen aber zu astronomischen Preisen gehandelt, 3000 bis 6000 Euro für einen Zehnertisch kann man loswerden.
S wie Sicherheit: Alljährlich wird das Sicherheitskonzept angepasst. Seit 2016 sind Taschen und Rucksäcke mit mehr als drei Litern Volumen verboten. Das Festgelände ist eingezäunt. Ordner kontrollieren Besucher an den Eingängen. Zudem gibt es seit einigen Jahren eine Lautsprecheranlage, um Gäste bei Alarm besser zu leiten.
T wie Terrorsorgen: Sie erreichten die Wiesn 2009. Das Terrornetzwerk Al Kaida hatte in einem Drohvideo den Haupteingang des Volksfestes gezeigt. Poller und Betonsperren wurden damals als Schutz vor Angriffen mit Autos installiert. Damals allerdings dachte man an Autobomben. Heute gilt die Sorge auch Lastwagen ohne Sprengstoff.
U wie Umsatz: Wer wie viel verdient auf der Wiesn, ist ein großes Geheimnis. Allerdings müssen die Wirte inzwischen ihre Umsätze gegenüber der Stadt offenlegen. Denn um die erhöhten Kosten für die Sicherheit zu finanzieren, werden sie mit einer Umsatzpacht zur Kasse gebeten.
V wie Vollrausch: Auch wenn die Verantwortlichen immer wieder den traditionellen Charakter der Wiesn betonen: Für viele ist sie in erster Linie das größte Bierfest der Welt, das entsprechend oft im Vollrausch endet.
W wie Weinzelt: Kaum zu glauben, aber nicht überall auf der Wiesn gibt es Bier aus Maßkrügen. Im Weinzelt trinkt man – wie der Name schon sagt – Wein. Aber nicht aus dem Maßkrug. Außerdem gibt es Weißbier.
X wie xuffa: Nicht die gebräuchlichste Schreibweise. Aber wenn es zur Wiesn wieder heißt „oans, zwoa, drei…“, dann kann der bierselige Münchner „gsuffa“ rufen oder eben auch „xuffa“. Rein grammatikalisch ist „xuffa“ (oder „gsuffa“) das Partizip Perfekt von „saufen“. Faktisch ist es ein Imperativ und fordert auf, die Maß Bier krachend gegen eine andere zu donnern und einen tiefen Schluck zu nehmen.
Y wie Yokohama und Yangon: Die Wiesn ist ein Exportschlager. Sogar in Yangon in Myanmar und in Yokohama in Japan gibt es ein Oktoberfest.
Zapfenstreich: Um 22.30 Uhr ist in den meisten großen Zelten Schluss: Ab dann gibt es kein Bier mehr. Die letzte Stunde verbringen die Ordnungskräfte vor allem damit, Betrunkene aus den Zelten zu treiben.
Quellen: dpa / „Rheinische Post„, Statista
STERN PAID_40 Oktoberfest 19.45Lesen Sie bei stern+: Das Münchner Oktoberfest, lange als Hochamt patriarchaler Bierseligkeit bekannt, wird längst von Frauen bestimmt. Ein Besuch vor Ort zeigt: Ohne feministische Power läuft nichts auf der Wiesn.