Retten und Löschen: Feuerwehren stehen bei Nachwuchs-Suche vor Herausforderungen
Seit 150 Jahren rückt in Frankfurt mittlerweile die Berufsfeuerwehr aus. Doch landesweit gibt es zunehmend Sorge um Nachwuchs.

Seit 150 Jahren rückt in Frankfurt mittlerweile die Berufsfeuerwehr aus. Doch landesweit gibt es zunehmend Sorge um Nachwuchs.

Retten, Löschen, Bergen – dafür stehen in Hessen Zehntausende Feuerwehrleute. Die meisten von ihnen sind ehrenamtlich engagiert, doch es gibt auch einige Berufsfeuerwehren im Land. Die größte von ihnen in Frankfurt feiert in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag. 

Doch es gibt auch Anlass zur Sorge, denn der Fachkräftemangel macht vor den Feuerwehren nicht halt. In ganz Hessen sehen sich Berufsfeuerwehren bei der Suche nach Nachwuchs vor Herausforderungen gestellt. „Der Stellenbedarf ist deutlich höher als das, was der Markt hergibt“, sagt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Leiterinnen und Leiter der Berufsfeuerwehren in Hessen, Hendrik Frese, der Deutschen Presse-Agentur. Dies werde mit dem demografischen Wandel und der Pensionierung geburtenstarker Jahrgänge auch noch akuter werden, betont Frese, der die Feuerwehr Hanau leitet.

Schwierige Personalsuche im gehobenen Dienst

„Wenn Sie bei der Feuerwehr anfangen, müssen Sie vorher einen anderen Beruf lernen“, sagte Frese. Die Anwärter haben also bereits eine Berufsausbildung oder ein Studium abgeschlossen. In der Ausbildung zum mittleren Dienst bekommen angehende Feuerwehrleute demnach einen Lohn, der mit einem Gesellengehalt in der Industrie vergleichbar sei. Eine Ausnahme ist die Stadt Frankfurt, wo Leute nach dem Schulabschluss eine Werksfeuerwehrausbildung durchlaufen können. Feuerwehrleute im mittleren Dienst sind unmittelbar vor Ort und im Einsatz und mit Feuerwehrfahrzeugen unterwegs. 

„In den gehobenen und höheren Dienst kommen die Anwärter mit einem Studium und gehen in eine Art Referendariat“, sagt Frese. In den ein bis zwei Jahren erhalten die angehenden Feuerwehrleute demnach Anwärterbezüge von etwa 1.100 bis 1.200 Euro netto. In der Regel haben sie bereits ein technisches Studium abgeschlossen. „Das sind Leute, die in der freien Wirtschaft mit deutlich höherem Gehalt einsteigen können“, sagt Frese. Dementsprechend gebe es bei Berufsfeuerwehren vor allem im gehobenen Dienst Schwierigkeiten, geeignete Fachkräfte zu rekrutieren. „Wir haben Probleme, die Stellen zu besetzen.“ Im gehobenen Dienst sind Feuerwehrleute im mittleren Management tätig, etwa als Zugführer.

Zuschläge könnten Job attraktiver machen

„In den nächsten Jahren werden wir insgesamt mehr Personal brauchen“, betonte Frese. Der Grund: Pensionierungen vieler Menschen aus geburtenstarken Jahrgängen, die auch als Babyboomer bekannt sind. Die Berufsfeuerwehr Hanau bilde beispielsweise im Jahr aktuell vier Feuerwehrleute im mittleren Dienst aus, bald würden acht gebraucht. „Das ist in anderen Städten ähnlich“, sagt der Hanauer Feuerwehr-Chef.

Um mehr qualifiziertes Personal anzuziehen, kämen Frese zufolge Sonderzuschläge für Anwärter infrage. So ein Bonus von 70 bis 100 Prozent auf das Grundgehalt könne aber nur nach aufwendiger Prüfung vergeben werden. Dann könne man sich immerhin eine kleine Wohnung, im Zweifelsfall eine rudimentäre Familienernährung finanzieren. „Man muss in der Regel noch bei den Eltern wohnen oder in einer WG“, sagte der Feuerwehrmann zur sonstigen Lage in der Ausbildung zum gehobenen Dienst.

Zudem befürworte Frese eine Zulage für Arbeit in Ballungsräumen wie in Frankfurt. Diese habe es vor Jahren gegeben, sei aber abgeschafft worden. Gerade bei Feuerwehrleuten, die schnell an einem Einsatzort sein müssen, sei es wenig förderlich, wenn sie aus Kostengründen zu weit vom Arbeitsort entfernt wohnten.

Sieben Berufsfeuerwehren in Hessen

Landesweit gibt es nach Angaben des Innenministeriums aktuell sieben Berufsfeuerwehren mit über 2.000 Beamtinnen und Beamten: in Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt, Kassel, Offenbach, Gießen und Hanau. Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern müssen in Hessen eine Berufsfeuerwehr haben. Zudem gibt es aber auch sogenannte Sonderstatusstädte, die hauptamtliche Feuerwehrleute im Dienst haben. Dazu zählen etwa Bad Homburg, Fulda, Gießen und Rüsselsheim. Der größte Teil des Landes wird von Freiwilligen Feuerwehren abgedeckt – insgesamt sind rund 500.000 Hessen Mitglied bei einer Feuerwehr, darunter etwa 76.500 aktive Brandschützer in mehr als 2400 Feuerwehren. Die allermeisten von ihnen arbeiten ehrenamtlich.