Marc Chagalls Werk wird oft in Gegensätzen beschrieben: avantgardistisch und doch zu süß, erzählerisch und doch naiv. Das Albertina Museum zeigt nun, wie vielseitig der berühmte Künstler wirklich war.
Was verbindet man mit Marc Chagall? In seiner oft blauen Fantasiewelt schweben Liebende durch den Himmel, Geiger sitzen auf Dächern, und in grünen Flüssen schwimmen Kühe. Das Schaffen des berühmten Malers des 20. Jahrhunderts erstreckte sich über 80 Jahre, und das Albertina Museum in Wien zeigt nun, wie vielseitig er wirklich war: Es ist nicht nur naive Träumerei, sondern auch eine Auseinandersetzung mit Kriegen, Leben und Tod sowie mit der Religion des Menschen.
Ab Samstag werden Werke aus allen Lebensphasen des Künstlers in der österreichischen Hauptstadt zu sehen sein. Die Ausstellung „Chagall“ mit rund 100 Werken wird dann ab März nächsten Jahres in der Kunstsammlung NRW (K20) Station machen. Die Schau ist in Kooperation zwischen den beiden Museen entstanden.
Das Spätwerk Chagalls wird oft als zu romantisch empfunden. „Dieses Erzählerische machte ihn so beliebt, dass man sich dann doch fragte, ob er nicht ein wenig zu süßlich war“, erzählt Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder. Doch die Zeiten waren nicht immer süß: Geboren in einer kleinen Stadt im heutigen Belarus, wurde Chagall (1887 – 1985) vom Leben in einer orthodoxen jüdisch-chassidischen Arbeiterfamilie, aber auch von Antisemitismus geprägt.
„Picasso war berühmt, Chagall war beliebt“, betont Schröder. Seine Begabung wurde früh erkannt, viele Künstler wollten ihn für ihre Strömungen wie den Surrealismus oder den Kubismus gewinnen. „Nennt mich nicht einen Phantasten, ich bin Realist“, sagte aber Chagall. Und seine interessante Darstellung der Wirklichkeit ist noch bis zum 9. Februar in Wien zu sehen.