Trotz Trennung und viel Streit lebt ein Elternpaar noch zusammen in einer Wohnung – wegen der gemeinsamen Tochter. Bis die Frau eine Tasche packt, um mit ihrem neuen Partner in den Urlaub zu fahren.
Knapp vier Monate nach dem gewaltsamen Tod einer 34-Jährigen steht ihr ehemaliger Lebensgefährte vor dem Berliner Landgericht. Er soll die Trennung nicht akzeptiert und der Frau aus „übersteigertem Besitzdenken“ die Kehle durchgeschnitten haben. Der 35-Jährige gestand zu Prozessbeginn. Es habe erneut Streit gegeben, er habe in der aufgeheizten Situation aus der Küche ein Messer geholt. „Ich habe ihr das Messer über den Hals gezogen“, gab der Deutsche zu. Die Verteidigerin sagte, es sei eine spontane Tat gewesen.
Die Staatsanwaltschaft geht von einem heimtückischen Mord aus niedrigen Beweggründen aus. Am Morgen des 3. Juni habe sich der Angeklagte in der gemeinsamen Wohnung in Berlin-Köpenick in das Schlafzimmer seiner Ex-Partnerin begeben. Von hinten habe er sich mit einem Messer in der Hand genähert – „sie hockte vor dem Kleiderschrank und versah sich keines Angriffs“, heißt es in der Anklage. Er habe sie an den Haaren gepackt und ihr einen langen Halsschnitt zugefügt. Die Frau verblutete.
Reise im Namen der Getöteten abgesagt
Die Tat ereignete sich an dem Tag, als die Frau mit ihrem neuen Partner in den Urlaub fahren wollte. Der Angeklagte soll dem Freund der 34-Jährigen kurz danach in ihrem Namen und von ihrem Handy aus eine Nachricht geschickt und die Reise abgesagt haben. Der Mann sei allerdings misstrauisch geworden und habe aus Sorge die Polizei informiert. Nur wenig später wurde der 35-Jährige festgenommen. Er befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.
Das Paar lebte wegen der gemeinsamen zehnjährigen Tochter trotz der Trennung im Jahr 2022 noch unter einem Dach. „Gespräche, wie es weitergehen soll, kamen nicht zustande“, sagte der Angeklagte und kämpfte mit den Tränen. Auf Nachfragen des Gerichts gab er zu, Lippenbalsam der Frau mit Chlorreiniger versetzt zu haben – „damit sie vielleicht einen Ausschlag bekommt“, so der Angeklagte. Auch habe er heimlich in ihr Handy geschaut.
Für die Tochter sollte es auf Klassenfahrt gehen
Als er die 34-Jährige angegriffen habe, sei die Tochter nicht in dem Zimmer gewesen, sagte der Vater, der in einem Kabelwerk gearbeitet haben soll. „Sie hat ihre Mutter nicht gesehen.“ Das Messer hatte der Angeklagte laut Ermittlungen nach der Tat abgewaschen und zurück in den Messerblock gesteckt. Er habe auch noch begonnen, ein Frühstück für die Tochter vorzubereiten. Für das Mädchen sollte es an dem Tag auf Klassenfahrt gehen.
Für den Prozess sind drei weitere Tage bis zum 18. Oktober vorgesehen. Die Verhandlung wird am 7. Oktober fortgesetzt.