Er übersetzte unter anderem Oscar Wilde und Arthur Conan Doyle – und das so, dass die Intention des Autors und die Stimmung des Werks bewahrt sind. Dafür wurde Hans Wolf jetzt geehrt.
Der Übersetzer und Autor Hans Wolf (74) ist mit dem Kulturpreis Deutsche Sprache für sein Lebenswerk geehrt worden. Der gebürtige Baden-Badener erhielt den nach den Brüdern Grimm benannten und mit 30.000 Euro dotierten Hauptpreis (Jacob-Grimm-Preis) am Samstagabend in seiner Heimatstadt.
Die Essenz erfassen
Wolf, der unter anderem Germanistik und Anglistik studiert hat, hat seit den 1980er Jahren Werke von Autoren wie Oscar Wilde, Cormac McCarthy, Richard Yates und Arthur Conan Doyle ins Deutsche übersetzt. Er schaffe es, die Essenz eines Werks zu erfassen und diese so ins Deutsche zu übertragen, dass die Intention des Autors und die Stimmung des Werks bewahrt werde, würdigte ihn die Literaturwissenschaftlerin und Autorin Stefana Sabin in ihrer Laudatio.
„Wer die Arbeit des Übersetzens ernst nimmt, kennt auch den ernstesten seiner Begleiter, den Skrupel“, so Hans Wolf anlässlich der Preisverleihung im Kurhaus Baden-Baden. Als Übersetzer wende er ein Wort oder einen Satz hin und her, bis er die subtilsten Nuancen des Tons ausgehorcht und kontrolliert habe.
Niemand werde so intim mit der Gedankenwelt eines Schriftstellers wie sein Übersetzer: „Er ist sein bester – und oft vielleicht einziger – Interpret“, beschrieb Wolf die intensive Auseinandersetzung mit Texten, die er übersetzt.
Ehrungen auch für Liebesbriefe
Den mit 5.000 Euro dotierten Initiativpreis Deutsche Sprache erhält in diesem Jahr Steffen Gailberger, Initiator und Organisator des Konzepts „Leseband“. Es soll an Grundschulen mit sprachlich und sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern die Leseflüssigkeit fördern.
Der undotierte Institutionenpreis Deutsche Sprache ging an das Liebesbriefarchiv mit Sitz in Koblenz und Darmstadt, das seit fast 30 Jahren Liebesbotschaften in diversen Formen archiviert und auch digitalisiert – vom klassischen Liebesbrief über die Postkarte bis hin zur Messenger-Nachricht. „Liebesbriefe sind immer auch Dokumente ihrer Zeit. Was und wie zwei Liebende einander schreiben, gibt Auskunft über gesellschaftliche Verhältnisse und Konventionen“, hieß es in der Laudatio.
Von Loriot bis Lindenberg
Der Kulturpreis Deutsche Sprache wird seit 2001 jährlich von der Eberhard-Schöck-Stiftung in Baden-Baden mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt in drei Sparten verliehen. Ausgezeichnet werden Personen, Institutionen und Initiativen, die sich in besonderem Maße um die deutsche Sprache verdient gemacht haben.
Der Jacob-Grimm-Preis (Hauptpreis) ging zuletzt an die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim. Auch Udo Lindenberg, Cornelia Funke, Loriot, Ulrich Tukur und die Fantastischen Vier wurden damit schon geehrt.