Vor 35 Jahren: Hof erinnert an Ankunft der Botschaftsflüchtlinge
Sie flüchteten sich zunächst in die BRD-Botschaft in Prag - und durften dann endlich in den Westen ausreisen. Das Ziel der Sonderzüge: Hof in Oberfranken.

Sie flüchteten sich zunächst in die BRD-Botschaft in Prag – und durften dann endlich in den Westen ausreisen. Das Ziel der Sonderzüge: Hof in Oberfranken.

Tränen der Freude, Jubel – am 1. Oktober vor 35 Jahren kamen die ersten Sonderzüge mit Botschaftsflüchtlingen aus Prag in Hof an. Die Züge markieren einen wichtigen Meilenstein auf den Weg zur deutschen Wiedervereinigung. Daran erinnert die oberfränkische Stadt am Dienstag.

Um Punkt 6.14 Uhr sei der erste Zug am Hauptbahnhof eingetroffen, teilte die Stadt Hof mit. Zur Erinnerung an diese frühe Uhrzeit lädt die Kommune ehemalige Helferinnen und Helfer, Zeitzeugen und weitere Protagonistinnen und Protagonisten der Ereignisse zu einem Frühstück am Bahnhof ein. Es folgen weitere Erinnerungsveranstaltungen wie eine Lesung, eine Filmvorführung, eine Ausstellung und eine Feierstunde mit Berichten von Zeitzeugen.

„Gelebte Menschlichkeit und Solidarität“

„Die spontane Hilfsbereitschaft der Hoferinnen und Hofer sowie der Menschen aus der Region wurde zum Sinnbild gelebter Menschlichkeit und Solidarität. Besonders die Ankunft der Prager Züge am 1. Oktober 1989 ist bis heute ein unvergessenes Datum in der Stadtgeschichte“, sagte Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD).

Viele Ereignisse der Jahre 1989 und 1990 mit Weltgeltung hätten in der Region stattgefunden, sagte der Hofer Landrat Oliver Bär (CSU). „Wir wollen an diese historischen Momente erinnern und damit auch ein Zeichen für Demokratie und für Freiheit setzen“

Lange hatten DDR-Bürger im Herbst 1989 auf dem Gelände der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Prag ausgeharrt, ehe der damalige westdeutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) ihnen die erlösende Botschaft überbrachte: Sie durften ausreisen in die Bundesrepublik. 

Essen und warme Kleidung für die Botschaftsflüchtlinge

Weil aber die DDR-Führung forderte, dass die Züge zunächst über ihr Territorium fahren mussten, erreichten die Sonderzüge via Dresden schließlich Hof. Dort hatten sich zahlreiche freiwillige Helferinnen und Helfer bereits auf die Ankunft der Menschen vorbereitet und Essen und warme Kleidung organisiert. Im ersten Zug, der in Hof einfuhr, kamen mehr als 1.200 Menschen im Westen an, meist nur mit wenigen Habseligkeiten im Gepäck. Untergebracht wurden sie zunächst unter anderem in der Hofer Freiheitshalle.