Kölner Explosionsserie: Kölner Ermittler "nur zum Duschen und Schlafen nach Hause"
Seit Mitte Juni wird Köln von Gewaltverbrechen erschüttert. Im Stadtrat trat der Polizeipräsident jetzt dem Eindruck entgegen, dass die Sicherheitsbehörden damit überfordert sein könnten.

Seit Mitte Juni wird Köln von Gewaltverbrechen erschüttert. Im Stadtrat trat der Polizeipräsident jetzt dem Eindruck entgegen, dass die Sicherheitsbehörden damit überfordert sein könnten.

Die seit Wochen anhaltende Explosionsserie in Köln wird derzeit von 80 Ermittlerinnen und Ermittlern untersucht. „Die Kollegen leisten seit Mitte Juni herausragende Arbeit und gehen teilweise nur noch zum Duschen und Schlafen nach Hause“, sagte Polizeipräsident Johannes Hermanns im Kölner Stadtrat. 

Er trat dem Eindruck entgegen, dass die Polizei bisher noch nicht viel erreicht habe. So seien im Zusammenhang mit den Explosionen, Schüssen und Geiselnahmen, die der organisierten Kriminalität zugerechnet werden, schon 13 Festnahmen erfolgt und 33 Beschuldigte identifiziert worden. Zur Bekämpfung dieser Art von Kriminalität benötige man gut ausgebildete Spezialisten.

Taten nicht gegen willkürlich ausgewählte Bürger

Hermanns sprach von „Milieu-Taten, Szene-Taten“. Die Kölner seien zurecht besorgt, doch richteten sich die Taten eigentlich nicht gegen willkürlich ausgewählte Bürger. „Die Opfer sind immer Gegenstand der Geschichte hinter diesen Taten.“ Allerdings könnten Sprengungen von solcher Wucht, wie man sie zuletzt gesehen habe, immer auch Unbeteiligte gefährden. 

Zur Wahrheit gehöre zudem, dass weder die festgenommenen Tatverdächtigen noch die Opfer über die Hintergründe reden wollten. Auch wollten die Opfer die von der Polizei eingesetzten Schutzmaßnahmen nur sehr eingeschränkt wahrnehmen. Hermanns wies darauf hin, dass es bei den Ermittlungen einen engen Austausch mit der Polizei in den Niederlanden gebe. 

Spielt die „Mocro Mafia“ eine Rolle?

Im Zusammenhang mit den Explosionen fällt immer wieder der Begriff „Mocro Mafia“, den sich Polizei und Staatsanwaltschaft aber ausdrücklich nicht zu eigen machen. „Mocro“ ist in den Niederlanden ein Slangwort für Marokkaner. Manche Niederländer mit marokkanischen Wurzeln sind dort am Drogenhandel beteiligt. 

Explosionen vor Wohnungen, Geschäften und Betrieben werden im kriminellen Milieu in den Niederlanden oft als Druckmittel eingesetzt, um Rivalen oder Schuldner einzuschüchtern. Auch der illegale Drogenmarkt in Köln ist nach den Worten von Hermanns derzeit „in Unruhe“.