Kunst: Schnitte in Leinwände – Lucio Fontana-Schau in Wuppertal

Der Künstler Lucio Fontana bearbeitete Leinwände auf ganz besondere Art – er schlitzte sie auf. Erstmals seit vielen Jahren ist in Deutschland wieder eine Ausstellung zu Fontana zu sehen.

Sein Markenzeichen waren eingeschnittene Leinwände. Doch der argentinisch-italienische Künstler Lucio Fontana (1899-1968) konnte viel mehr. Das Von der Heydt-Museum in Wuppertal zeigt in der Ausstellung „Lucio Fontana: Erwartung“ von Samstag bis zum 12. Januar 2025 rund 100 Werke von Keramiken bis zur Rauminstallation. In Deutschland hat es nach Angaben des Museums seit fast 30 Jahren keine größere museale Ausstellung zu Fontana mehr gegeben. Die Arbeiten stammen aus der Fondazione Lucio Fontana (Mailand) sowie öffentlichen und privaten Sammlungen. 

Fontana revolutionierte den Kunstbegriff

Fontana habe als Wegbereiter neuer Formen und Konzepte den Kunstbegriff revolutioniert, teilte das Museum mit. Berühmt wurde er mit eingeschlitzten Leinwänden, die er mit dem Titel „Erwartung“ („Attesa“) versah und mit denen er die Leinwand symbolisch für den Raum öffnete. Schon Jahre zuvor durchlöcherte Fontana 1949 erstmals Papierbögen und Leinwände mit einem Stecheisen. 

Die Ausstellung zeigt die vielseitige Arbeit Fontanas seit den 1930er Jahren bis zu seinem Tod 1968. Auch eine in pinkfarbenes Neonlicht getauchte Rauminstallation von Fontana wurde rekonstruiert. 

Die Schau verschweigt aber auch nicht die Beziehung Fontanas zum faschistischen Regime Italiens. So profitierte Fontana nach Angaben des Museums von staatlichen Programmen und realisierte Werke für die faschistische Partei und die Regierung. 1937 beteiligte er sich an einem Wettbewerb für eine Mussolini-Büste.

Den ZERO-Künstlern verbunden

Im Rheinland war Fontana besonders präsent und wurde einer der Impulsgeber für die ZERO-Gruppe. Fontana unterstützte die jungen Künstler auch durch kleinere Ankäufe. 1959 besuchte Heinz Mack den Künstler in dessen Mailänder Atelier. Seine erste große Museumsausstellung in Deutschland hatte Fontana 1962 im Museum Schloss Morsbroich in Leverkusen. Freundschaftlich verbunden war ihm außerdem der Düsseldorfer Fotograf Lothar Wolleh, der Porträts von ihm schuf. Jüngere Künstler wie Piero Manzoni oder Yves Klein nahmen Fontanas Ideen und Zukunftsvisionen auf.