Linken-Anfrage: Gewalt gegen Obdachlose drastisch gestiegen

Im Vergleich zu 2018 ist die Zahl der Straftaten gegen Obdachlose drastisch gestiegen. Gegen eine andere Gruppe von besonders Schutzbedürftigen bleibt sie auf konstant hohem Niveau.

Die Gewalt gegen Obdachlose ist in den vergangenen fünf Jahren drastisch gestiegen. Verzeichnete die Polizei 2018 noch 1560 Fälle von Straftaten gegen Opfer mit dem „Opfermerkmal Obdachlosigkeit“ in Deutschland, so waren es 2023 2122 Fälle. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Susanne Hennig-Wellsow hervor, die dem stern vorliegt.

Leicht gestiegen ist außerdem die Zahl der Straftaten gegen Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung. 2018 waren es 5120 Fälle, 2023 lag die Zahl bei 5402. Einer der aufsehenerregendsten Fälle ereignete sich im April 2021 in einem Wohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung in Potsdam. Eine Pflegerin tötete damals vier Bewohner; eine weitere Bewohnerin überlebte nur dank einer Notoperation. Die Pflegerin wurde später wegen vierfachen Mordes verurteilt. 

Grauenhafte Tat: In diesem Wohnheim in Potsdam ermordete eine Pflegerin im April 2021 vier Menschen mit geistiger Behinderung
© Simone Kuhlmey

Viele Straftaten gegen Obdachlose und Behinderte

Insgesamt wurden in den vergangenen fünf Jahren über 40.000 Straftaten an Obdachlosen und Behinderten verübt. „Wenn die Verwundbarsten Opfer von Gewalt werden, ist Wegschauen keine Option“, sagte Hennig-Wellsow dem stern. Sie geht davon aus, dass die offiziellen Statistiken „nur einen Bruchteil der Realität“ erfassen und forderte die Regierung zum Handeln auf: „Wir brauchen endlich eine nationale Gewaltschutz-Strategie für diejenigen, die unseren Schutz brauchen und ein Recht auf Respekt haben.“