Bei einer Größe von 1,80 Metern überragt Sigourney Weaver die meisten Kolleginnen und viele männliche Co-Stars. Der „Alien“- und „Avatar“-Star hat es auch ohne Oscar weit gebracht.
Sigourney Weaver plant weit voraus. Der Blockbuster-Star wird über 80 sein, wenn der fünfte und wohl letzte „Avatar“-Film von Regisseur James Cameron 2031 ins Kino kommen soll. Die Schauspielerin, die am heutigen Dienstag ihren 75. Geburtstag feiert, folgt Cameron getreu in die futuristische Welt von Pandora, in der sie erstmals 2009 die kettenrauchende Wissenschaftlerin Grace Augustine mimte.
Sie werde bis zur letzten Folge dabei sein, sagte Weaver Ende August dem Filmportal „Deadline.com“. In dem Interview räumte sie aber auch ein, dass sie anfangs Zweifel hatte. „Ich erinnere mich, wie ich das erste Avatar-Drehbuch las, über diese blauen Leute mit spitzen Ohren und Schwänzen, die auf Kreaturen durch schwebende Berge reiten.“ Sie hätte sich nicht vorstellen können, wie man so etwas filmen könnte.
Weaver schaute in dem Interview auf ihre lange Karriere mit ikonischen Blockbuster-Hits wie „Alien„, „Avatar“, „Ghostbusters – Die Geisterjäger“ und mit anspruchsvollen Dramen zurück. Mit gutem Grund – bei den Filmfestspielen in Venedig erhielt die Schauspiel-Ikone im vergangenen August den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk.
Dort ließ sich Weaver gebührend feiern. „Mein Leone wird im Flugzeug neben mir sitzen“, sagte sie in Bezug auf den italienischen Titel des Preises „Leone d’Oro“. „Er wird in der Gondel neben mir sitzen, und mein Mann wird sich daran gewöhnen müssen, dass er mit uns im Bett liegt.“
„Oscar für sie längst überfällig“
In Venedig wurde sie für die Pionierarbeit gelobt, die sie für Frauen im öffentlichen Raum geleistet habe – mit vielschichtigen, starken Frauenrollen, die keine Klischees bedienen. James Cameron hielt eine Laudatio per Videobotschaft und sagte: „Wenn ihr mich fragt, ist der Oscar für sie längst überfällig.“
Viele dürften ihm recht geben. Dreimal war sie schon für Hollywoods höchsten Preis nominiert gewesen, aber immer leer ausgegangen. Die erste Nominierung holte Weaver mit ihrer ikonischen Rolle als die unerschrockene „Alien“-Heldin Ellen Ripley. Regisseur Ridley Scott hatte die unbekannte Theaterschauspielerin für ihren ersten größeren Filmauftritt in dem Sci-Fi-Werk „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1979) angeheuert.
„Ich war Miss Nobody von nirgendwo!“, witzelte Weaver in der Zeitschrift „Parade“. Und eigentlich wollte sie die Rolle gar nicht. Die Handlung an Bord des Raumschiffs, das von Aliens heimgesucht wird, sollte sich anfangs nur um Männer drehen. „Doch dann dachten sich die Drehbuchschreiber, dass es Zeit wäre, eine Frau als alleinige Überlebende zu haben“, erzählte Weaver.
Vorreiterin als weiblicher Action-Star
Sie wurde über Nacht zu Hollywoods starker Action-Frau. Der Horror-Schocker wurde 1980 mit dem Oscar für die besten Spezialeffekte gekrönt. Weavers zweiter Auftritt in James Camerons Fortsetzung „Aliens – Die Rückkehr“ brachte ihr schließlich 1987 eine Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin ein.
Zwei Jahre später hatte sie gleich doppelte Gewinnchancen. In dem Leinwanddrama „Gorillas im Nebel“ verwandelte sie sich in die Primatenforscherin Dian Fossey – und wurde als beste Hauptdarstellerin nominiert. Zudem war sie als beste Nebendarstellerin in der Komödie „Working Girl“ (deutsch: „Die Waffen der Frauen“) im Rennen. Darin trat sie an der Seite von Harrison Ford als knallharte Geschäftsfrau auf.
Als Tochter einer britischen Schauspielerin und eines amerikanischen Fernseh-Managers wurde Weaver in New York geboren. An eine Schauspiel-Karriere glaubte sie bei einer Größe von 1,80 Metern anfangs nicht. „Ich fühlte mich wie eine riesige Spinne“, sagte sie der Zeitschrift „Parade“. Schon mit elf Jahren habe sie ihre Mutter weit überragt. „Ich hatte nie das Selbstvertrauen, zu glauben, dass ich schauspielern könnte“.
Aus Susan wurde Sigourney
Mit 13 Jahren legte sie ihren Vornamen Susan ab und nannte sich Sigourney, nach einer Figur aus dem Roman „Der große Gatsby“. „Ich war zu groß für ‚Sue'“, witzelte sie im „Parade“-Interview.
Weaver studierte Literatur und Drama an den Elite-Universitäten Stanford und Yale. Auch dort gab es Hürden. Die Schauspiellehrer in Yale hätten ihr anfangs gesagt, dass sie kein Talent für ernste Rollen habe, sagte Weaver jüngst im „Deadline“-Interview. Doch dafür sei sie nun dankbar, denn das habe sie dazu gebracht, ganz unterschiedliche Richtungen einzuschlagen.
Seit den 80er Jahren ist die Schauspielerin mit dem Theaterregisseur Jim Simpson verheiratet, die Eltern einer Tochter leben hauptsächlich in New York. Theaterspielen istweiterhin die große Liebe des Hollywood-Stars.
Shakespeare-Rolle in London 2025
Im kommenden Jahr will Weaver in London auf der Bühne stehen. Ihr Debüt in dem traditionsreichen Theatre Royal Drury Lane im Londoner West End gibt sie in einer Inszenierung von William Shakespeares Werk „Der Sturm“ („The Tempest“). Weaver wird dort als Prospero erneut ihre Wandlungsfähigkeit zeigen, denn diese Rolle wird üblicherweise von einem Mann gespielt.