18 Semesterwochenstunden: Früherer AfD-Chef Meuthen ab Januar wieder Hochschullehrer
Der Wechsel ist nicht unumstritten: Jörg Meuthen will nach seiner Zeit im Europaparlament an seine alte Wirkungsstätte im baden-württembergischen Kehl zurückkehren. Dafür gibt es nun konkrete Pläne.

Der Wechsel ist nicht unumstritten: Jörg Meuthen will nach seiner Zeit im Europaparlament an seine alte Wirkungsstätte im baden-württembergischen Kehl zurückkehren. Dafür gibt es nun konkrete Pläne.

Der frühere AfD-Bundeschef Jörg Meuthen soll ab 2025 wieder als Hochschullehrer arbeiten. Zum 1. Januar beginne sofort die Lehrverpflichtung mit 18 Semesterwochenstunden Vorlesung in Präsenz, teilte der Rektor der Hochschule Kehl in Baden-Württemberg, Joachim Beck, mit. „Was konkret Herr Meuthen im Januar unterrichten kann, um der Lehrverpflichtung nachzukommen, wird derzeit geklärt.“ Das Sommersemester beginnt am 1. März, ab dann werde Meuthen regulär die 18 Semesterwochenstunden unterrichten. 

Sollte er im Januar etwa wegen der Prüfungsphase nicht unterrichten können, entstehe ein Minusdeputat, das Meuthen in den folgenden Semestern nacharbeiten muss, erläuterte der Rektor. Im Februar ist vorlesungsfreie Zeit, da bereiten Professoren den Stoff für das Sommersemester vor. Zuvor hatten die „Badischen Neuesten Nachrichten“ berichtet.

Erst im Landtag, dann im Europaparlament

Der heute 63 Jahre alte Ökonom Meuthen war 2017 für die AfD ins Europaparlament gezogen. Er verließ die Partei Ende Januar 2022 und begründete dies mit einem aus seiner Sicht zu radikalen Kurs vieler AfD-Spitzenfunktionäre. In der europäischen Volksvertretung wurde er danach bis zu seinem Ausscheiden im vergangenen Sommer als fraktionsloser Abgeordneter geführt. Kurz war Meuthen in der Zentrumspartei. Im September dieses Jahres wurde er Mitglied der von Hans-Georg Maaßen geführten konservativen Partei Werteunion. 

Das Beschäftigungsverhältnis mit Professor Meuthen an der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl war nach früheren Angaben Becks seit 2016 unterbrochen – der Grund sei Beurlaubung. 2016 war Meuthen für die AfD in den Landtag von Baden-Württemberg gewählt worden. „Wenn der beurlaubte Hochschullehrer nach seiner Zeit als Parlamentarier wieder an die Hochschule zurückkehren will, dann muss die Hochschule ihm dies ermöglichen. Das ist die Gesetzeslage, an die wir gebunden sind“, hatte der Rektor erklärt.

„Hervorragender Dozent“ 

Die Initiative Aufstehen gegen Rassismus aus dem benachbarten Offenburg hatte sich an die Hochschulleitung gewandt. Gefragt wurde unter anderem nach einer Strategie, um die Rückkehr Meuthens in den Unterricht mit jungen Menschen zu verhindern. 

Der Zeitung gegenüber verwies Beck nun auf das Neutralitätsgebot, dem Meuthen als Beamter und als Hochschullehrer verpflichtet sei. „Herr Meuthen hat uns zugesichert, dass er sich strikt daran halten wird.“ Fachlich sei an dem Finanzwissenschaftler nichts auszusetzen. „Die Evaluationen zeigen, dass er ein hervorragender Dozent war.“