Mehr als 60 Tote bei Flutkatastrophe in Spanien - Berlin und Brüssel bieten Hilfe an
Sintflutartiger Regen hat in Spanien zu einer Flutkatastrophe mit mehr als 60 Toten geführt. Allein in der Provinz Valencia starben nach Angaben von Rettungskräften vom Mittwoch mindestens 62 Menschen, es wurde mit einem weiteren Anstieg der Opferzahl gerechnet. An einem Tag war stellenweise mehr Regen gefallen als sonst in einem ganzen Monat. Neben Valencia im Osten des Landes an der Mittelmeerküste waren auch andere beliebte Urlaubsregionen wie Andalusien betroffen. Deutschland und die EU boten Spanien Unterstützung an.

Sintflutartiger Regen hat in Spanien zu einer Flutkatastrophe mit mehr als 60 Toten geführt. Allein in der Provinz Valencia starben nach Angaben von Rettungskräften vom Mittwoch mindestens 62 Menschen, es wurde mit einem weiteren Anstieg der Opferzahl gerechnet. An einem Tag war stellenweise mehr Regen gefallen als sonst in einem ganzen Monat. Neben Valencia im Osten des Landes an der Mittelmeerküste waren auch andere beliebte Urlaubsregionen wie Andalusien betroffen. Deutschland und die EU boten Spanien Unterstützung an.

Bislang seien in der Provinz Valencia 62 Tote gezählt worden, teilten die örtlichen Rettungsdienste am Mittwoch im Online-Dienst X mit. Demnach handelte es sich um eine vorläufige Bilanz beruhend auf den Angaben verschiedener Sicherheitsbehörden und Rettungskräfte. Es würden weiterhin Leichen geborgen und identifiziert, hieß es. Aus anderen betroffenen Regionen fehlten die offiziellen Opferzahlen noch.

Am Dienstag waren extrem starke Regenfälle über Ost- und Südspanien niedergegangen und hatten Straßen mit schlammigen Wassermassen geflutet. Außer Valencia waren auch weitere Provinzen und Regionen wie Albacete, Castilla-La Mancha und Andalusien betroffen.

In einigen Gegenden fiel nach spanischen Medienberichten an einem einzigen Tag mehr als die sonst in einem Monat übliche Niederschlagsmenge. Straßen verwandelten sich in reißende Flüsse und rissen zahlreiche Fahrzeuge mit sich. Der Chef der Regionalregierung von Valencia, Carlos Mazón, erklärte, es handele sich um eine „noch nie dagewesene Situation“. 

Auf zwei Straßen in der Provinz Valencia saßen am Mittwoch noch hunderte Menschen in den Wassermassen fest, wie Feuerwehrchef José Miguel Basset mitteilte. Teile von Valencia waren wegen der Überschwemmungen von der Stromversorgung abgeschnitten. Auch die Telefonverbindungen funktionierten in einigen Gegenden nicht mehr. 

Regionalregierungschef Mazón erklärte, wegen überfluteter Straßen seien einige Orte von der Außenwelt abgeschnitten. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP schilderte, dass ein Erdrutsch auf Straßen rund um die Küstenstadt Valencia Autos zerstörte und aufeinander türmte. Bewohner der Region wateten durch hüfthohes Wasser, um ihr Hab und Gut zu retten. 

María Carmen aus der Stadt Valencia sagte dem  spanischen Sender TVE, sie sei aus dem Fenster ihres Autos auf das Dach eines Kleinbusses geklettert und habe dort stundenlang auf ihre Rettung vor dem Hochwasser gewartet.

Das spanische Parlament in Madrid hielt am Mittwoch eine Schweigeminute für die vielen Opfer ab. Spaniens König Felipe VI. äußerte sich auf X „tief betrübt“ über die vielen Flutopfer und wünschte allen Betroffenen „Kraft, Mut und alle Hilfe, die notwendig ist“.

Die spanische Regierung in Madrid setzte wegen der Überschwemmungen einen Krisenstab ein. Verteidigungsministerin Margarita Robles sagte, es würden mehr als 1000 Soldaten und Hubschrauber in die Katastrophengebiete geschickt. 

Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez sicherte den Flutopfern uneingeschränkte Hilfe zu. „Ganz Spanien weint mit Euch“, sagte er in einer kurzen Fernsehansprache. „Wir werden Euch nicht im Stich lassen.“ Zugleich warnte Sánchez, dass die Gefahr noch nicht vorüber sei. Zur Bewältigung dieser „Tragödie“ würden „so lange wie notwendig alle notwendigen Ressourcen“ bereitgestellt.

Die Bundesregierung und die EU boten ihre Hilfe an. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb auf X auf Deutsch und auf Spanisch, er sei „erschüttert“ über die Folgen der Überschwemmungen in Spanien, und fügte hinzu: „Wir stehen im Austausch mit der spanischen Regierung, was mögliche Hilfeleistungen angeht.“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach dem spanischen König im Namen aller Deutschen sein „großes Mitgefühl“ aus und wünschte den Helferinnen und Helfern viel Kraft in dieser Ausnahmesituation.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stellte Spanien ebenfalls Hilfe in Aussicht. Die EU habe ihr Copernicus-Satellitensystem aktiviert, um die Rettungsteams mit Aufnahmen zu unterstützen, sagte sie in Brüssel. Zudem habe die Kommission der spanischen Regierung angeboten, das Katastrophenschutzverfahren zu aktivieren.

Die heftigen Regenfälle und starker Wind beeinträchtigten auch den Flug- und Bahnverkehr. Einige Flüge mit dem Ziel Valencia wurden umgeleitet, wie der spanische Flughafenbetreiber Aena mitteilte. Zudem seien einige abfliegende oder ankommende Flüge gestrichen worden. Der nationale Bahnbetreiber ADIF erklärte, der gesamte Zugverkehr in der Region Valencia sei ausgesetzt, bis die Situation sich normalisiert habe.

In Alora in der südlichen Region Andalusien retteten Einsatzkräfte mit Hubschraubern Menschen aus Autos und Häusern, nachdem ein Fluss über die Ufer getreten war. In Andalusien entgleiste laut Regionalregierung auch ein Hochgeschwindigkeitszug mit 276 Passagieren, es gab jedoch keine Verletzten.

Die Regenfälle in Spanien sollten den Vorhersagen zufolge bis mindestens Donnerstag anhalten. Nach Angaben von Meteorologen wurde das Unwetter von kalter Luft ausgelöst, die sich über das warme Wasser des Mittelmeers bewegte und so zu schwerem Regen führte. Derart schlimme Überschwemmungen hatte es in Spanien zuletzt im August 1996 gegeben, als in der nordöstlichen Region Aragón 86 Menschen ums Leben kamen.

Wissenschaftler warnen, dass extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Hitzewellen und Stürme durch den Klimawandel verstärkt werden.