Udo Lindenbergs Lied „Sonderzug nach Pankow“ ist Kult, für manche gar ein Stück deutsche Geschichte. Ein Wort darin sorgt nun aber für Bauchschmerzen – es soll gestrichen werden.
Udo Lindenberg ist Udo Lindenberg. Ein Unikat. Mit Hut und Sonnenbrille nuschelt der Panikrocker sich durch die Welt. Sein Udo-Slang, voller Wortschöpfungen, ist so eigenwillig wie der Musiker selbst. Er sei, sagt er, ein Flexibilist. Wie flexibel er wirklich ist, zum Beispiel bezüglich seiner Sprachkapriolen, wird sich wohl zeitnah zeigen. Denn an einem, wenn nicht gar dem berühmtesten seiner Lieder wird nun der Zensurstift angesetzt. Das berichtet die „Bild“-Zeitung.
Es ist das Humboldt-Forum in Berlin, das es sich erlaubt, in Udos „Sonderzug nach Pankow“ herumzuändern. Mitte November sollen dort Lieder von „Hanns Eisler bis Udo Lindenberg von mehreren Chören vorgetragen werden – Lindenbergs Kulthit allerdings nicht ganz im Original. Stein des Anstoßes ist ein Wort, das, wie man neudeutsch sagt, schlecht gealtert ist: Oberindianer. So heißt es im Lied:
„Entschuldigen Sie, ist das der Sonderzug nach Pankow
Ich muss mal eben dahin
Mal eben nach Ost-Berlin
Ich muss da was klär’n mit eurem Oberindianer“
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Lindenberg-Lied wird ans Zeitgeschehen angepasst
Nach Gesprächen mit den beteiligten Chören und der künstlerischen Leitung habe man sich dazu entschlossen, das Wort, das „aus heutiger Sicht als diskriminierend wahrgenommen werden kann“, zu streichen. Auch wenn es in dem Lied in seiner Entstehungszeit 1983 eine metaphorische Konnotation gehabt und sich damals satirisch-kritisch auf Erich Honecker bezog, „sind wir uns auch bewusst, dass in dem Wort die Gewaltgeschichte der Kolonisierung indigener Bevölkerungsgruppen nachklingt“, so die Stiftung Humboldt-Forum auf Nachfrage der Zeitung.
Das Humboldt Forum in Berlin-Mitte ist Heimat mehrerer Museen, dazu gehören das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst. 2023 war das Humboldt-Forum mit 1,7 Millionen Besuchern aus der ganzen Welt das meistbesuchte Museum in Deutschland. Man wolle, nicht zuletzt aus der Geschichte des Ortes wie auch der Geschichte der Sammlungen heraus, mit Sprache und mit Bildern sehr sensibel und respektvoll umgehen, heißt es von Seiten der Stiftung. Und: „Das Wort wird von vielen indigenen Menschen, aber auch von vielen unserer nationalen und internationalen Besucher*innen als diskriminierend und rassistisch wahrgenommen.“ Diese Sichtweise ernst genommen und respektiert werde.
Lindenberg hat sich zu der Sache selbst noch nicht zu Wort gemeldet. Vielleicht tut er es noch. Vielleicht, ganz vielleicht, denkt er aber auch: „Keine Panik auf der Titanic“.