Ganz schön große Klappe: Tigerpythons können 60 Kilo Hirsch am Stück schlucken
Eigentlich ist die Tigerpython in Südostasien zu Hause. Dort gilt sie als bedrohte Tierart. Doch nun breitet sie sich in den USA aus – und wird in einem Bundesstaat zur Plage.

Eigentlich ist die Tigerpython in Südostasien zu Hause. Dort gilt sie als bedrohte Tierart. Doch nun breitet sie sich in den USA aus – und wird in einem Bundesstaat zur Plage.

Bestimmte Tigerpythons können wohl noch größere Beute verschlingen als bisher angenommen. Die größten Exemplare könnten ihr Maul weiter aufreißen als bisher nach mathematischen Modellen vermutet, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal „Reptiles & Amphibians“. Sie seien wahrscheinlich in der Lage, fast 60 Kilogramm schwere Hirsche oder gut 95 Kilogramm wiegende Alligatoren im Ganzen zu verschlucken.

Tigerpythons töten ihre Beute mit enormer Kraft durch Umschlingen und Ersticken, bevor sie sie verschlingen. Immer wieder zeigen Bilder oder Videos, wie Dunkle Tigerpythons überraschend große Tiere wie Hirsche oder Alligatoren vertilgen. Die Würgeschlangen haben ein extrem flexibles Kiefergelenk: Die Unterkieferknochen sind nur durch elastische Bänder verbunden, sodass sie sich beim Schlucken voneinander lösen können.STERN PAID 45_23 Pythons Florida 18.21

Das Team um Bruce Jayne von der University of Cincinnati vermaß nun drei 4,5 bis 5,8 Meter lange Tiere der Art, die im und um den Everglades National Park in den USA gefangen wurden. Das Maul der größten Schlange habe sich 26 Zentimeter weit öffnen lassen, berichten die Forscher. Zuvor habe der erfasste Maximalwert bei 22 Zentimetern gelegen.

Das höre sich nach einem nicht so großen Unterschied an, die gesamte Öffnung des Mauls sei dann aber satte 40 Prozent größer. Die größten Vertreter der Art können ein Maul mit rund 30 Zentimetern Durchmesser haben, wie die Forscher annehmen.

Tigerpython bedroht Tierwelt in Florida

Die Forscher beobachteten, wie das kleinste der drei untersuchten Exemplare einen 35 Kilogramm schweren Weißwedelhirsch (Odocoileus virginianus) verschlang – was zwei Dritteln des Gewichts der Schlange entsprach. So etwas zu beobachten, sei unvergesslich, sagte einer der beteiligten Forscher.

Das Wissen um die mögliche Größe der Beute hilft Forschenden bei der Vorhersage der ökologischen Auswirkungen der Schlangenart, die sich in den USA invasiv ausbreitet. Zu klären sei nun aber noch, wie oft große Schlangen große Beutetiere angreifen und töten, dann aber nicht fressen, weil sie zu groß zum Verschlucken sind.

Die Pythons mit dem Fachnamen Python bivittatus gehören mit einer Länge von – in seltenen Fällen – über sechs Metern zu den größten Schlangen der Welt. Eigentlich in den Regenwäldern Südostasiens heimisch, hat sich die Art über ausgesetzte Tiere aus Privathaltungen in den Everglades in Florida extrem ausgebreitet.Tigerpython Neukölln8.21

Nach offiziellen Schätzungen leben dort inzwischen Hunderttausende Pythons und bedrohen die heimische Fauna. Jäger erhalten Geldprämien für erlegte Tiere. In ihrer ursprünglichen Heimat hingegen steht es nicht gut um die Schlangen; die Art steht daher als gefährdet auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN).

Die Pythons können bis zu 100 Kilogramm schwer werden. Weibchen werden mit etwa drei Jahren geschlechtsreif und können 20 Jahre oder länger bis zu 100 Eier jährlich produzieren. Das Verschlingen eines Beutetiers kann bei den Schlangen abhängig von ihrer Größe mehrere Stunden dauern. Von großer Beute können sie mehrere Wochen bis Monate zehren, ohne zu verhungern.