Faktencheck: Alternativen zu Supermarkt-Salz: Teurer, aber nicht gesünder
Was darf in die Suppe? Anbieter für Himalaya-Salz, Meer-Salz und ähnliche Produkte geben an, dass diese natürlicher und gesünder seien als Supermarkt-Salz. Reine Verkaufsstrategie, sagen Experten.

Was darf in die Suppe? Anbieter für Himalaya-Salz, Meer-Salz und ähnliche Produkte geben an, dass diese natürlicher und gesünder seien als Supermarkt-Salz. Reine Verkaufsstrategie, sagen Experten.

Salz ist für den Körper lebenswichtig. Aber welches soll es sein – Stein-Salz, Meer-Salz oder vielleicht besser Himalaya-Salz? Geht es nach bestimmten Internetanbietern, sollte man herkömmliches Kochsalz aus dem Supermarkt meiden. Stattdessen wird der Griff zu teuren Alternativen empfohlen. 

Behauptung

Speisesalz aus dem Supermarkt ist gesundheitsschädlich. Es wird von wichtigen, natürlichen Mineralstoffen bereinigt. Stattdessen wird es mit schädlichen Zusatzstoffen angereichert.

Bewertung

Größtenteils falsch. Speisesalz ist nicht weniger gesund als Natursalz. Eine der sogenannten Rieselhilfen ist allerdings umstritten.

Fakten

Die verschiedenen Salze unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer Herkunft. Meer-Salz wird beim Eintrocknen von Meerwasser gewonnen, Stein-Salz unterirdisch in Stollen abgebaut. „Dabei handelt es sich um Vorkommen von Urmeeren“, erklärt Judith Schryro, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Berlin. 

Auch das als Kochsalz bekannte Speisesalz wird in Deutschland überwiegend in unterirdischen Salinen gewonnen und anschließend industriell aufbereitet. Das bedeutet, dass es gereinigt und raffiniert wird. Elemente wie Kalium, Eisen und Calcium werden ausgelöst, zurückbleibt das Natriumchlorid. Bei sogenannten Natursalzen wird auf das Raffinieren verzichtet.

„Natursalz hat keinen gesundheitlichen Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Speisesalz“, sagt Schryro. Bei den Spurenelementen handele es sich um „verschwindend geringe Mengen“, die keinen Beitrag zu unserer Gesundheit leisteten. Der größte Unterschied zwischen den Salzen liege im Preis. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) teilt auf Nachfrage mit: Sogenannte Gourmetsalze seien nicht gesünder als herkömmliches Salz.

DGE empfiehlt Speisesalz mit Jod und Fluorid

„Wenn Speisesalz verwendet wird, dann sollte es mit Jod und Fluorid angereichert sein“, sagt Silke Restemeyer von der DGE. Die Jod-Versorgung der Bevölkerung in Deutschland zeige einen rückläufigen Trend. Eine längerfristige Unterversorgung mit dem lebenswichtigen Spurenelement könne zu Funktionsstörungen der Schilddrüse führen. Mit Fluorid angereichertes Salz hilft laut DGE, der Entstehung von Karies an den Zähnen vorzubeugen.

Mit Folsäure angereichertes Speisesalz zu konsumieren, sei dagegen nicht notwendig. Die empfohlene Folatzufuhr lasse sich auch bei erhöhtem Bedarf durch folatreiche Lebensmittel decken. Lediglich Schwangeren und Frauen mit Schwangerschaftswunsch werde die Einnahme spezieller Folsäurepräparate empfohlen. Folsäure ist die synthetische Variante des B-Vitamins Folat. Dieses spielt bei der Zellteilung eine Rolle und ist an vielen Wachstums- und Entwicklungsprozessen im Körper beteiligt. Gerade zu Beginn einer Schwangerschaft ist die Versorgung damit sehr wichtig.

Nachteile von Speise- und Natursalzen

Im Unterschied zu anderen Zusätzen stehen die sogenannten Rieselhilfen teilweise in der Kritik. Diese Stoffe sollen verhindern, dass das Salz verklumpt. Diskussionen gab es in den vergangenen Jahren um die Rieselhilfe Siliziumdioxid (E 551). Laut Verbraucherzentrale ist die Körnergröße des Pulvers besonders gering – die Nanopartikel stünden in Verdacht, sich negativ auf die Gesundheit auszuwirken. Rieselhilfen müssen auf der Packung gekennzeichnet sein, die erlaubten Mengen sind in der Europäischen Union genau festgelegt.

Grundsätzlich ist es laut Verbraucherzentrale auch nicht schädlich, naturbelassene Salze zu konsumieren. In Meer-Salz seien allerdings immer wieder Spuren von Mikroplastik zu finden, sagt Schryro. Bei den oft als Gourmetsalzen beworbenen exotischen Salzen sei außerdem zu beachten, dass diese weniger nachhaltig seien. So habe Salz aus Pakistan oder Südamerika lange Transportwege hinter sich.

Die Ernährungsexpertin sieht noch einen weiteren möglichen Nachteil von Natursalzen: Sie seien oft deutlich grobkörniger als Speisesalz. Das könne Menschen dazu verleiten, größere Mengen zu sich zu nehmen – vor allem, wenn das Salz auch noch als gesundheitsfördernd beworben werde. „Wir essen sowieso alle viel zu viel Salz“, betont Schryro. Sechs Gramm pro Tag empfiehlt die DGE.

„Vor dem Nachsalzen immer zuerst das Essen probieren und Speisen mit Gewürzen und Kräutern verfeinern“, rät Ernährungswissenschaftlerin Restemeyer. So könne Salz eingespart und der Eigengeschmack der Speisen unterstrichen werden. „Verschiedene Untersuchungen weisen darauf hin, dass Gerichte salziger schmecken, wenn das Salz darin nicht so gut verteilt ist und die Körnergröße etwas gröber ist.“

Gesundheitseffekt als Verkaufsargument 

Ein vermeintlicher Gesundheitseffekt als Verkaufsargument – ist das überhaupt erlaubt? „Die Werbung ist immer dann unzulässig, wenn vermittelt wird, dieses Salz sei für eine gesunde Ernährung wichtig“, sagt Schryro. 

Die Verbraucherzentrale warnt in diesem Zusammenhang auch vor einer bestimmten beworbenen Variante: Salz als Sole aufgelöst zu trinken. Dazu raten einige Anbieter – das Salzwasser solle den Blutdruck senken. Tatsächlich aber könne zusätzliches Salz bei empfindlichen Menschen den Blutdruck eher noch erhöhen, schreiben die Verbraucherschützer.