Kirche in der Diskussion: Bischof Wiesemann für Zulassung von Frauen zum Diakonat
Die katholische Kirche sollte sich engagierten Frauen öffnen, meint Bischof Wiesemann. Sonst verliert man "ganze Generationen". Auch zur Segnung homosexueller Paare hat er eine klare Haltung.

Die katholische Kirche sollte sich engagierten Frauen öffnen, meint Bischof Wiesemann. Sonst verliert man „ganze Generationen“. Auch zur Segnung homosexueller Paare hat er eine klare Haltung.

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat sich im laufenden Reformprozess in der katholischen Kirche für die Zulassung von Frauen zum Diakonat ausgesprochen. „Es wird immer sehr schnell von bestimmten Kreisen gesagt, die Reformen seien nur der Versuch, sich dem Zeitgeist anzupassen. Damit werde man Religion und Glaube auch nicht retten“, sagte Wiesemann der Deutschen Presse-Agentur. Darum gehe es aber nicht. „Es geht um Glaubwürdigkeit, gerade gegenüber der jungen Generation.“

So sei die theologische Begründung, Frauen vom Priesteramt auszuschließen, in seinen Augen „schon sehr schmal“, meinte Wiesemann. „Wir verlieren ganze Generationen von jungen, kirchlich engagierten, theologisch kompetenten und spirituell motivierten Frauen, die sich ausgeschlossen fühlen und die Argumentation nicht verstehen.“

Veränderungsprozesse nicht ignorieren

Die Kirche dürfe bei Entscheidungen gesellschaftliche Veränderungsprozesse nicht ignorieren. „Die Argumente müssen plausibel sein. Wenn unsere Grundbotschaft die Universalität des Heils ins Zentrum stellt; wenn alle eins sind in Christus und, wie Paulus sagt, diesbezüglich nicht mehr zählt, ob man Mann oder Frau ist, ist es schwer verständlich zu machen, warum Frauen vom Dienstamt in der Kirche ausgeschlossen sein sollen.“

Er befürworte sehr, dass das Thema in der Weltkirche besprochen werde, sagte der Bischof. „Wir können diese Frage nicht allein in Deutschland lösen. Ich weiß, dass es in vielen Teilen der Welt ähnliche Fragen gibt. Wenn die Kirche die Frauen verliert, verliert sie eine wesentliche Dimension ihres kirchlichen Lebens.“ Deswegen setze er sich dafür ein.

„Die theologischen Argumente sollten überdacht werden“, appellierte Wiesemann. „Der Diakonat für Frauen, der dogmatisch nicht so umstritten ist, wäre eine Möglichkeit, zu signalisieren, dass es Bewegung gibt und wir als Kirche Erfahrung damit machen möchten.“

Segnung homosexueller Paare

In der katholischen Kirche können nur Männer zum Priester geweiht werden und bislang sind auch nur Männer zum Diakonat zugelassen. Diakone können Hochzeiten und Beerdigungen abhalten, aber keine Messfeiern leiten. Anders als Priester dürfen sie aber verheiratet sein.

In der Frage der Segnung homosexueller Paare sagte Wiesemann, Kern der Glaubensbotschaft sei, dass Gott alle Menschen liebe. „Und das unabhängig von sexuellen Veranlagungen oder anderen Identitäten und Beschreibungen.“ Im Zentrum stehe die grundsätzliche Bejahung des Menschen. „Und ich habe in meiner pastoralen Lebensgeschichte schon zu viele gesehen, die darunter gelitten haben, dass ihnen ihre Kirche kein positives Zeichen für ihr Leben geben will.“ Menschen segnen und auch ihre Liebe segnen: „Das muss, denke ich, möglich sein.“

Ähnlich äußerte sich der 64-Jährige in der Frage des Zölibats. „Ehelosigkeit kann ein hohes Gut sein, wenn jemand sagt, ich setze mein Leben für diese Botschaft oder jenes Werk vollständig ein. Aber muss man sie deswegen zu einer Regel machen, die für alle gilt? Oder könnte man nicht flexibel damit umgehen?“ Ehelosigkeit bleibe für die Kirche immer ein hohes Gut. „Aber es sollte auch für Verheiratete einen Zugang zum Priestertum geben. Es wäre ein guter Schritt nach vorn für die Kirche.“