Die Uniklinik Köln hat im Auftrag des Landes sogenannte Taser unter die Lupe genommen. Die Elektroschockpistolen sind demnach nicht ohne Risiko, aber vergleichsweise harmlos.
Ein medizinisches Gutachten im Auftrag der Landesregierung sieht sogenannte Taser als „sinnvolle Ergänzung zu den vorhandenen Polizeimitteln“ mit „einem verhältnismäßig geringem Risiko für schwere Verletzungen.“ Der Autor Prof. Daniel Steven stellte das Gutachten der Uniklinik Köln dem Innenausschuss des Landtags von Nordrhein-Westfalen vor.
Für das 29-seitige Gutachten hatte der renommierte Kardiologe vor allem internationale Studien zu Tasern ausgewertet – darunter Experimente an Schweinen, aber auch Forschungen zu Auswirkungen der Distanzelektroimpulsgeräte (DEIG) an Menschen. Der Mediziner beleuchtet in seinem Papier die möglichen Folgen der Elektroschockpistolen auf Blutwerte, Herz, Atmung oder Muskeln.
Für NRW zog der Kölner Professor auch Daten der hiesigen Polizei aus den Jahren 2022 und 2023 heran. Demnach gab es in etwa jedem zweiten Fall oberflächliche Hautverletzungen, in etwa jedem elften Fall gab es „Sturzfolgen“. Aber: Beim Großteil der Verdächtigen war keine medizinische Versorgung erforderlich. Nur wenige wurden stationär aufgenommen.
„Gesundheitliche Folgeschäden sind insgesamt selten“
Das Gutachten bilanziert: „Gesundheitliche Folgeschäden sind insgesamt selten und meist weniger schwer als zum Beispiel nach dem Einsatz von Schusswaffen, können aber vorkommen.“ Zum Beispiel durch einen Sturz oder weil man einen empfindlichen Körperteil treffe. Folgen für das Herz oder die Atmung schienen „selten, aber nicht völlig auszuschließen zu sein.“ Daher sollte man den Taser nur kurz benutzen.
Der Taser wurde 2021 als Einsatzmittel in ersten Polizeibehörden eingeführt. Die Geräte sind politisch umstritten – auch zwischen den Regierungsfraktionen von CDU und Grünen in NRW. Bei den Koalitionsverhandlungen einigte man sich darauf, die Taser erst einmal weiter zu testen. Es wurden mehrere Untersuchungen vom Land in Auftrag gegeben. Das medizinische Gutachten ist als Erstes fertig geworden.
Der Vize-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW, Markus Robert, hörte sich den Vortrag des Mediziners im Innenausschuss vor Ort an. Danach sagte Robert der dpa: „Spätestens nach der Vorstellung des medizinischen Gutachtens gibt es für uns keinen Grund mehr, dass Ausrollen des Tasers in allen Polizeibehörden des Landes weiter zu behindern.“ Dass die weiteren Gutachten erst im kommenden Jahr fertig werden sollen, nannte Robert eine „Verzögerungstaktik“.