Gedenken an Novemberpogrom: Schramm: "Nie wieder" hat für Juden seinen Sinn verloren
Die Pogromnacht jährt sich am Samstag zum 86. Mal. Heute haben Juden nach Ansicht des Vorsitzenden der Landesgemeinde in Thüringen wieder Angst. Und er stellt sich eine entscheidende Frage.

Die Pogromnacht jährt sich am Samstag zum 86. Mal. Heute haben Juden nach Ansicht des Vorsitzenden der Landesgemeinde in Thüringen wieder Angst. Und er stellt sich eine entscheidende Frage.

Der Vorsitzende der jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, hat beim Gedenken an die Pogromnacht vor 86 Jahren vor einem Erstarken des Antisemitismus gewarnt. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel habe der Ausdruck „Nie wieder!“ für Juden seinen Sinn verloren, sagte er bei einer Gedenkveranstaltung in Erfurt laut Redemanuskript. Der rechte und linke Antisemitismus in Deutschland erfahre durch muslimischen Antisemitismus neue Stärkung. 

Viele Juden hätten heute Angst und seien verunsichert. Er stelle sich die Frage, ob die deutsche Mehrheitsgesellschaft Juden schützen könne, wolle und werde. „Dass ich mir nach dem Holocaust diese Fragen stelle, erschreckt mich.“ 

Schramm sagte weiter, trotz des bedrohlichen muslimischen Antisemitismus sei ein Generalverdacht gegen Muslime zu verurteilen. Wer heute pauschal gegen Muslime sei, werde morgen gegen Juden sein. Der Kampf gegen den iranischen Terrorismus mit Hamas, Hisbollah und Huthi als seine Werkzeuge sei berechtigt und zwingend. Er müsse aber auch das Engagement gegen das Leid der Palästinenser einschließen, mahnte er. 

In der Pogromnacht am 9. November 1938 begannen die bis dahin schwersten Ausschreitungen gegen Juden seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland 1933.