Tschechien: Technische Mängel führten zu Seilbahnunglück in Liberec
Drei Jahre haben die Ermittlungen der Eisenbahnaufsicht gedauert. Nun steht fest: Eine automatische Notbremsanlage hätte den Kabinenabsturz verhindern können. Doch was war mit ihr geschehen?

Drei Jahre haben die Ermittlungen der Eisenbahnaufsicht gedauert. Nun steht fest: Eine automatische Notbremsanlage hätte den Kabinenabsturz verhindern können. Doch was war mit ihr geschehen?

Drei Jahre nach dem Seilbahnunglück am Berg Jested im tschechischen Liberec nahe der deutschen Grenze hat die Eisenbahnaufsicht in ihrem Abschlussbericht schwerwiegende technische Mängel festgestellt. Beim Absturz einer der beiden Kabinen am 31. Oktober 2021 war ein Bahnmitarbeiter gestorben und ein Sachschaden von umgerechnet knapp 400.000 Euro entstanden. Nur durch Zufall waren in der Unglückskabine für 34 Fahrgäste keine Passagiere.

Unmittelbare Unglücksursache sei der Bruch eines Zugseils gewesen, dessen Drähte teils erhebliche Korrosion aufgewiesen hätten, hieß es nun. Daraufhin sei die Kabine unkontrolliert talwärts geschlittert. Eine automatische Notbremsanlage hätte dies verhindern sollen. Doch diese sei in der Vergangenheit entgegen der rechtlichen Vorschriften und der technischen Dokumentation entfernt worden.

Aufsichtsbehörde räumt Fehler ein

Die staatliche Eisenbahninspektion übte in ihrem Abschlussbericht auch Selbstkritik. Ihre Aufsicht über die regelmäßig durchgeführten Revisionsarbeiten und technischen Überprüfungen sei unzureichend gewesen. Die Behörde forderte Gesetzesänderungen, um schärfere Kontrollen zu ermöglichen.

Im Zusammenhang mit dem Seilbahnunfall laufen strafrechtliche Ermittlungen gegen drei Personen wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Gemeingefährdung. Diese Straftat begeht, wer eine Gefahr für Leib oder Leben einer größeren Zahl von Menschen herbeiführt.

Die Kabinenseilbahn führte auf den Jested (auf Deutsch Jeschken), den Hausberg von Liberec. Sie wurde 1933 gebaut und 1975 modernisiert. Betreiber war die tschechische Staatsbahn Ceske drahy (CD). Seit dem Unglück ist die Anlage außer Betrieb. Die Stadt Liberec hat Interesse an einer Übernahme der Grundstücke und dem Neubau einer Seilbahn in einer verlängerten Variante bis zur Endhaltestelle der Straßenbahn bekundet.