Vizekanzler : Robert Habeck ist zurück auf X – mit Swift-Codes und Take That
Nach langer Pause meldet er sich auf der Musk-Plattform zurück: Habeck kündigt auf X eine Ankündigung an. Es wird im Laufe des Tages wohl was geben. Ein Album? Eine Stilkritik.

Nach langer Pause meldet er sich auf der Musk-Plattform zurück: Habeck kündigt auf X eine Ankündigung an. Es wird im Laufe des Tages wohl was geben. Ein Album? Eine Stilkritik.

Robert Habeck ist Back for Good auf X (ehemals Twitter). Das schrieb der Vizekanzler in seinem Tweet von Donnerstag. Sein erster Tweet hat knapp 2000 Kommentare, 2000 Reposts und wurde eine Million mal angesehen. Habeck ist zurück, und sein Profil wimmelt nur so vor popkulturellen Anspielungen und versteckten Andeutungen: Back for Good – das war doch der Hit von „Take That“, anno 1995. 

Habecks Post

Habecks lange Twitter-Pause: Grund war ein Shitstorm

Mit diesem Post endete für den voraussichtlichen Grünen-Kanzlerkandidaten eine fast sechsjährige Pause von dem sozialen Netzwerk. Im Januar 2019 löste Habeck einen Shitstorm aus, als er, damals noch als Parteivorsitzender der Grünen, im Thüringer Landtagswahlkampf ein Video postete. Darin sagte er: „Wir versuchen, alles zu machen, damit Thüringen ein offenes, freies, liberales, demokratisches Land wird, ein ökologisches Land.“ Es klang so, als müsste Thüringen vom Bösen befreit werden, ein Gedanke, der zumindest damals noch als abwegig galt.

Kurz darauf schrieb Habeck in einem Blogpost: „Twitter ist, wie kein anderes digitales Medium so aggressiv und in keinem anderen Medium gibt es so viel Hass, Böswilligkeit und Hetze.“ Es tat weder ihm noch seiner Kommunikation gut. Also löschte er sein Profil auf dem Kurznachrichtendienst. 

Er will nicht „Orte wie diesen den Schreihälsen und Populisten“ überlassen

Und jetzt, zwei Tage nach der Wahl von Donald Trump, nach dem Platzen der Ampelkoalition ist er back. For good. „Orte wie diesen den Schreihälsen und Populisten zu überlassen ist leicht.“ Es sich leicht zu machen, könne nicht die Lösung sein, schreibt Habeck am Donnerstagabend auf der Plattform. Deren Hausherr heißt inzwischen Elon Musk. 

Musks Post

Der Trump-Unterstützer Musk veröffentlichte eine Stunde vor Habecks Post seine Reaktion auf die geplatzte Ampel-Koalition. „Olaf ist ein Narr“, schrieb er über den Tweet eines angeblich ehemaligen Holocaust-Leugners, der seinerseits vermeldete, dass die deutsche „sozialistische“ Regierung „ZUSAMMENGEBROCHEN“ sei.

Habeck und seine Taylor-Swift-Codes

Hier will Habeck nun also wieder mitmischen und veröffentlichte direkt sein erstes Video. Habeck im grauen Pullover, gebräunt, ein Kettchen am Handgelenk „Kanzler Era“ steht auf der Kette – eine Anspielung auf die „Eras Tour“ der amerikanischen Sängerin Taylor Swift. 

Habecks Video

Deren Tour war ein voller Erfolg, ein popkulturelles Phänomen. Premierminister und Präsidenten hofierten die Künstlerin, sie möge doch bitte in ihrem Land spielen. Mit Leichtigkeit füllte Swift ganze Stadien – auch in Deutschland – und zehntausende Fans warteten noch vor den Konzertarenen. Die Fans von Swift, die Swifties, basteln oft solche Ketten, wie sie Robert Habeck hier trägt. Auf ihnen stehen Songzitate oder Albumtitel, vor und auf dem Konzern tauschen sie die Ketten miteinander. Ein Zeichen innerer Verbundenheit. Auf all das, auf die unglaubliche Beliebtheit Swifts, auf die Loyalität und Aufopferungsbereitschaft ihrer Fanbase, spielt Habeck hier an.

Der Popularität dieser Frau Swift wurde bis vor Kurzem ja sogar das Wunder zugetraut, die US-Wahl zu entscheiden, im Sinne von Kamala Harris versteht sich. Es spricht also einiges dafür, dass Habeck sein Handkettchen-Video vor dem US-Wahltag aufgenommen hat.

Promis Wahlen 18.40

Auch sein ehemaliger Kollege Lindner äußert sich zu Habecks Video

Das 11-sekündige Video, in dem er diese Anspielung macht, erinnert im Stil aber auch stark an einen anderen Politiker, dieser Tage in Deutschland die Debatte prägte. Das Motiv kommt bekannt vor, das einsame Sitzen vor einem Schreibtisch, die Papiere, die spät Nachts noch bearbeitet werden müssen. Gab’s das nicht schon mal?  Gab es. Auf einem Foto aus dem Wahlkampf 2021 sitzt der FDP-Chef und inzwischen ehemalige Finanzminister Christian Lindner genauso staatsmännisch vor sicher enorm wichtigen Papieren. Diese Ähnlichkeit fiel auch dem FDP-Vorsitzenden auf, der auf Habecks Video prompt reagierte, sein eigenes Foto von damals postete und dazu schrieb: „Bild fast getroffen – die Lampe stand rechts.“

„Technologieoffen“, hätte Habeck nun antworten können. Aber damit wäre er womöglich in alte Muster verfallen, also beließ er es dabei. Der Post sorgt ja so schon für ausreichend Aufmerksamkeit. Und um nichts anderes ist ihm schließlich gegangen.

Lindners Post

Das Video von Habeck ist nur ein Teaser, eine reine Ankündigung einer längeren Ankündigung. In den letzten Frames bricht Habeck die vierte Wand, wie Theatermenschen das nennen, grinst in die Kamera, seine Hand verdeckt die Linse, es wird schwarz. Da kommt noch was. Ein zweites Video, in dem er seine Kanzlerkandidatur ankündigen wird.