Nach Einsturz der Carolabrücke: 19 Brücken mit "Spannungskorrosion-gefährdetem Spannstahl"
Bisher wurde bei der Prüfung von Brücken nicht ins Innere geblickt. Das soll sich nach dem Teileinsturz der Dresdner Carolabrücke ändern. In Sachsen werden 19 Brücken einer Sonderprüfung unterzogen.

Bisher wurde bei der Prüfung von Brücken nicht ins Innere geblickt. Das soll sich nach dem Teileinsturz der Dresdner Carolabrücke ändern. In Sachsen werden 19 Brücken einer Sonderprüfung unterzogen.

In Sachsen sind 19 Brücken in Verantwortung des Freistaates von ähnlichen Schäden wie die teilweise eingestürzte Dresdner Carolabrücke bedroht. Sie würden nun einer intensiven Untersuchung unterzogen, sagte Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) nach der Vorstellung eines Zwischenberichts zum Zustand der Brücken im Freistaat. „Ich will aber auch deutlich machen: Diese 19 Brücken gelten damit nicht automatisch als einsturzgefährdet“, betonte Dulig.

Man habe bei den bisher laut Regelwerk vorgesehenen Prüfungen nicht in die Bauwerke hineingeschaut, nun würden erstmals Expertinnen und Experten den Zustand des Stahls im Inneren begutachten. Erstes Ergebnis dieser Prüfungen war demnach die Sperrung der Elbbrücke in Bad Schandau.

Neun Brücken mit hoher Priorität

Neun der Brücken auf der Liste werden den Angaben nach mit höherer Priorität behandelt. Das sind die Agra-Brücke in Leipzig, drei Brücken in Bad Schandau sowie Brücken an der Bundesstraße 169 über den Gärtitzer Bach, an der Bundesstraße 156 bei Uhyst, an der Staatsstraße 46 über die Pleiße bei Markkleeberg, an der Staatsstraße 127 und an der Bundesstraße 101 bei Großenhain.

Bei allen 19 Brücken handelt es sich wie bei der Carolabrücke, die in der Nacht zum 11. September teilweise eingestürzt war, um sogenannte Spannbetonbrücken aus den 1960er bis 1980er Jahren. In ihnen ist „Spannungsrisskorrosion-gefährdeter Spannstahl“ verbaut, der unter bestimmten Bedingungen plötzlich versagen kann, wie Dulig erläuterte. „Es sind Brücken betroffen, die noch in der DDR errichtet wurden und uns nun starke Probleme bereiten.“ Es handle sich aber um nicht um ein sächsisches oder ostdeutschen Phänomen, sagte Dulig. „Auch wenn der Spannbeton im Westen anders heißt, die Bauweise ist überall verwendet worden.“