Medienbericht: Ein kleiner Kommandotrupp soll Nord-Stream-Pipeline gesprengt haben
Die Sprengung der Nord-Stream-Pipeline ist bis heute nicht aufgeklärt. Nun hat der "Spiegel" den Fall rekonstruiert und eine wichtige Frage möglicherweise beantwortet.

Die Sprengung der Nord-Stream-Pipeline ist bis heute nicht aufgeklärt. Nun hat der „Spiegel“ den Fall rekonstruiert und eine wichtige Frage möglicherweise beantwortet.

Was genau geschah, als am 26. September 2022 mehrere Explosionen vor der dänischen Ostsee-Insel Bornholm die Gaspipeline Nord Stream zerstörte? Wer sind die Drahtzieher der Sabotage? Wer trägt die Verantwortung? War es ein geplanter Anschlag der ukrainischen Regierung, um Gastransporte nach Europa abzuschneiden und damit Russland zu schwächen? War es die Aktion eines anderen Landes? Oder war es gar Russland selbst, um weitere Eskalationen in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine zu rechtfertigen? 

Fragen wie diese beschäftigen Medien, Geheimdienste und Regierungen bis heute. Eine Recherche des Magazins „Der Spiegel“ könnte nun für mehr Licht in einen der wohl größten Sabotageakte in der europäischen Geschichte bringen. Vieles deute darauf hin, dass es ein kleines Kommando gewesen sei, das mit der waghalsigen Aktion für ein weiteres Erdbeben in der ohnehin schon angespannten politischen Lage Europas gesorgt habe, so „Der Spiegel“. PAID Nordstream Recherchen 13.24

Ein Dutzend Männer und eine Frau sollen für den Anschlag verantwortlich sein. Ein bunter Mix aus Zivilisten, Soldaten, Geheimdienstlern. Es stehe aber fest: Ihre Spur führe in die Ukraine

Sprengung der Nord-Stream-Pipeline: Die Spur führt offenbar in die Ukraine – aber nicht nach Kiew

Schon kurz nach der Sprengung wurde wild über den Hergang spekuliert. Die CIA könnte beteiligt gewesen sein, oder doch die russische Regierung, weil ein russisches Schiff kurz vor der Explosion in der Nähe des Tatorts gekreuzt habe. Es könnte sich aber auch um einen Auftrag der ukrainischen Regierung gehandelt haben, um Europa den Gas- und damit Russland den Geldhahn zuzudrehen. 

Nach den Recherchen des „Spiegel“ lässt sich zusammenfassen: An fast allem ist ein Fünkchen Wahrheit dran, und doch habe es sich ganz anders zugetragen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beteuerte schon kurz nach dem Anschlag, seine Regierung habe mit der Sabotage nichts zu tun. Er habe einen solchen Auftrag nicht erteilt. Doch wer dann? Nord Stream Karte

Offenbar handelte eine kleine Gruppe um den mutmaßlichen Drahtzieher Roman Tscherwinsky mehr oder weniger auf eigene Faust. Demnach sahen die Akteure in ihrem Verteidigungskrieg gegen den russischen Aggressor Nord Stream als legitimes „militärisches Ziel“. Sie hätten den Anschlag mithilfe eines pensionierten Sprengmeisters geplant, der vorgeschlagen habe, Sprengstoff in Druckluftflaschen zu füllen, diese an der Pipeline anzubringen und so ein kleines Loch hineinzusprengen. Den Rest würde der Gasdruck erledigen. 

Nach komplizierten Vorbereitungen sei genau dieser Plan aufgegangen. Vom Hafen Rostock-Warnemünde aus seien mehrere als Hobbytaucher getarnte Personen mit einem kleinen Boot bis zu den späteren Explosionsorten gefahren. Mit an Bord: mehrere Sprengsätze, verstaut in den Tauchflaschen. Sie seien mehrmals abgetaucht, um die Sprengladungen anzubringen, und anschließend von Deutschland aus über Polen zurück in die Ukraine gefahren. Als der Sprengstoff detonierte, hätten sie sich schon wieder auf ukrainischem Boden befunden. 

Wer wusste was? Und wann?

Bleibt die Frage, ob das Kommando doch im Auftrag einer Regierung gehandelt hat. Offenbar eher nicht. Allerdings gebe es Hinweise, so der „Spiegel“, dass westliche Geheimdienste von dem Vorhaben Wind bekamen. Ein CIA-Vertreter sei demnach bei Selenskyj vorstellig geworden und habe darauf bestanden, die Anschlagspläne zu stoppen. Auch wenn der Präsident die Operation nicht beauftragt haben sollte, spätestens zu diesem Zeitpunkt müsse er davon gewusst haben. STERN PAID 5_22 Nordstream 2 Russland Putin Die Welt zittert um die Ukraine

Auch dem Kommandotrupp sei über Mittelsmänner mitgeteilt worden, die Aktion abzublasen. Doch genau das taten sie offenbar nicht. 

Am 26. September 2022 explodierten innerhalb von 17 Stunden vier Sprengsätze an den beiden Nord-Stream-Pipelines. Eine wird fast vollständig zerstört, die zweite stark beschädigt. 

Sollten alle Angaben stimmen, wären die wichtigsten Erkenntnisse zum Anschlag: Das kleine Kommando von 13 Personen handelte offenbar auf eigene Faust, ohne Befehle der ukrainischen Regierung und mit einem schmalen Budget von knapp 300.000 US-Dollar, das von nahestehenden Spendern kam. Allerdings hätte es wohl aber auch mehrere Möglichkeiten gegeben, einen der größten Sabotageakte Europas zu verhindern.