Banken: Nach dem Hoch: Bauspargeschäft normalisiert sich
Nach der Zinswende 2022 wollten sich zahlreiche Menschen noch günstige Konditionen sichern. Das Geschäft mit Bausparverträgen ging durch die Decke. Nun ist der Boom wohl zu Ende.

Nach der Zinswende 2022 wollten sich zahlreiche Menschen noch günstige Konditionen sichern. Das Geschäft mit Bausparverträgen ging durch die Decke. Nun ist der Boom wohl zu Ende.

Die Menschen in Deutschland schließen nach Angaben der Branche wieder weniger Bausparverträge ab. „Nach zwei sehr starken, durch die Zinswende geprägten Vorjahren dürfte in diesem Jahr eine gewisse Normalisierung des Bauspargeschäfts eintreten“, teilte der Verbandsdirektor der Landesbausparkassen, Axel Guthmann, der Deutschen Presse-Agentur mit. Auch der Verband der Privaten Bausparkassen erwartet für das auslaufende Jahr eine Normalisierung – in etwa auf dem Niveau von 2021.

Zahlen im Sinkflug 

Von Januar bis September haben die Landesbausparkassen (LBS) den Angaben nach rund 345.000 neue Bausparverträge über eine Summe von ungefähr 20,9 Milliarden Euro abgeschlossen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht dies einem Minus von 10 Prozent bei der Anzahl der Verträge und einem Minus von 16,4 Prozent bei der Bausparsumme. 

Ähnlich sieht die Entwicklung bei den privaten Bausparkassen aus: Bis Ende Oktober 2024 sank die Zahl der neuen Bausparverträge um 14,3 Prozent auf rund 725.000. Das Volumen lag bei mehr als 43 Milliarden Euro und somit 23,5 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. 

Grundsätzlich teilen sich Bausparverträge in zwei Phasen auf: Sparerinnen und Sparer zahlen regelmäßig Geld ein, um nach einigen Jahren das Recht auf einen Kredit mit vergleichsweise niedrigen Zinsen zu bekommen. Dadurch haben sie Planungssicherheit, zum Beispiel für den Kauf einer Wohnung. Darüber hinaus erhalten sie Guthabenzinsen. 

Für 2025 geben sich die Landesbausparkassen vorsichtig optimistisch: „Wir gehen weiterhin von einer stabilen Nachfrage nach Bausparverträgen aus“, teilte LBS-Verbandsdirektor Guthmann mit. Viele Menschen nutzten Bausparverträge als langfristige Vorsorgeinstrumente. 

Selbst die Krise in der Bauwirtschaft und die wachsende Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung hätten diesen Trend bisher nicht wesentlich beeinflusst. 

Entscheidend aus Sicht der privaten Institute sind nach Angaben einer Sprecherin die Wirtschaftslage, die Bundestagswahl und die Agenda der neuen Bundesregierung sowie die langfristige Zinsentwicklung der Europäischen Zentralbank (EZB). 

Ende der EZB-Niedrigzinspolitik trieb das Geschäft

Die Niedrigzinspolitik der Zentralbank nach der Finanzkrise hatte das Geschäft der Bausparkassen jahrelang unter Druck gesetzt. Günstige Kredite waren in der Folge nichts Besonderes mehr, sondern eine Selbstverständlichkeit. 

Nach der Zinswende Mitte 2022 haben sich Immobilienkredite aber wieder deutlich verteuert – und die Nachfrage nach Bausparverträgen in die Höhe schießen lassen. Viele Menschen wollten sich gegen die steigenden Zinsen absichern, die Institute verzeichneten Zuwächse im mittleren zweistelligen Bereich. Seit Juni 2024 sinken die Zinsen der EZB wieder. 

Die Landesbausparkassen stehen für gut ein Drittel des deutschen Marktes, den Rest teilen sich die privaten Institute. Das Kernland der Branche ist Baden-Württemberg. Auf die vier Bausparkassen im Südwesten entfielen im Jahr 2023 – gemessen an der neu abgeschlossenen Bausparsumme – mehr als zwei Drittel des Marktes. Neben dem Branchenprimus Schwäbisch Hall haben die größte deutsche LBS – die LBS Süd – sowie Wüstenrot und die Deutsche Bausparkasse Badenia dort ihren Sitz.