Als gesetzlich Versicherter wartet man oft lange auf einen Termin beim Facharzt. Das will der GKV-Spitzenverband ändern. Auch Gesundheitsminister Lauterbach sieht Handlungsbedarf.
Bei der Vergabe von Arztterminen geht es nicht gerecht zu. Das moniert der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen. Privatversicherte würden gegenüber gesetzlich Versicherten bevorzugt behandelt. Es gebe Unterschiede von mehreren Wochen bei Facharztterminen.
„Wer echte Gleichbehandlung will, sollte dafür sorgen, dass bei der Terminvergabe nicht mehr danach gefragt werden darf, ob jemand gesetzlich oder privat versichert ist“, sagte die stellvertretende GKV-Chefin Stefanie Stoff-Ahnis dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
„Wenn Sie auf ein Buchungsportal gehen und als gesetzlich Versicherte einen Facharzttermin suchen, bekommen Sie einen in 6 Wochen oder noch später angeboten. Klicken Sie dagegen ‚Privatpatient‘ an, klappt es schon am nächsten Tag.“STERN PAID C+ Wechsel in GKV 15.16
Forderung: Terminvergabe bei Krankenkassen soll sich nach medizinischer Notwendigekit richten
Stoff-Ahnis sagte, 90 Prozent der Menschen in Deutschland seien gesetzlich versichert. Die Diskriminierung der gesetzlich Versicherten gegenüber Privatpatienten bei der Terminvergabe werde man nicht länger hinnehmen.
„Da ist es mehr als gerechtfertigt, dass es künftig bei der Terminvergabe zu 100 Prozent um die medizinische Notwendigkeit geht und nicht darum, ob jemand GKV- oder PKV-versichert ist.“
Sie forderte zudem bei der Terminvergabe eine gesetzliche Verpflichtung für alle Arztpraxen, sowie freie Termine tagesaktuell einem Onlineportal zur Verfügung zu stellen, auf das die gesetzlichen Kassen und die Kassenärztlichen Vereinigungen zugreifen können.
Auch der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, mahnte gesetzliche Änderungen an.
„Das Vergabesystem für Fach- und Hausarzttermine ist undurchsichtig. Auch erfahren die Hilfesuchenden keine Unterstützung von den Krankenkassen“, sagte Brysch der Nachrichtenagentur DPA. Eine Überprüfung der ärztlichen Präsenzzeiten und Vergabepraxis sei überfällig. Dafür müssten die Kassenärztlichen Vereinigungen „gesetzlich verbindlich verantwortlich gemacht werden“, forderte Brysch
Karl Lauterbach will Ende der „Zweiklassenmedizin“
Die Bundesländer, die eigentlich die Aufsichtspflicht über die Vergabepraxis hätten, täten nichts, um den Missstand zu beseitigen. Die künftige Bundesregierung sollte laut Brysch alle zwei Jahre einen Bericht über die Terminvergabepraxis vorlegen. „Transparenz beendet die Diskriminierung“, erklärte er.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nannte die Terminverteilung in den Praxen auf X ungerecht.
„Wenn privat Versicherte schneller und besser versorgt werden als gesetzlich Versicherte ist das keine Neiddebatte. Es ist schlicht ungerecht, wenn Geld entscheidet, wer zuerst behandelt wird“, schrieb der SPD-Politiker.
Das „Tabuthema Zweiklassenmedizin“ müsse endlich angepackt werden, schrieb er in einem weiteren Post.Tweet Lauterbach
Dem Tagesspiegel sagte er: „Längere Wartezeiten für Kassenpatienten in Praxen und Krankenhäusern sind nicht weiter tragbar. Diese Diskriminierung muss schnellstmöglich enden. Jeder gesetzlich Versicherte muss genauso schnell behandelt werden wie ein Privatversicherter.“
Lauterbach rief Union und FDP dazu auf, „sie sollten ihre Blockade, die die Gleichbehandlung aller Versicherter verhindert, endlich aufgeben“.