Es ist wie beim Sporttraining oder Spielen eines Musikinstruments: Man lernt dadurch, dass man die Neuronen im Gehirn ändert. Das geht auch beim Glück, sagt eine Forscherin.
Glück und Wohlbefinden kann man nach Ansicht der Trierer Glücksforscherin Michaela Brohm-Badry trainieren. Wenn man viele positive Erfahrungen und Gedanken in sein Leben lasse, veränderten sich die neuronalen Strukturen und synaptischen Verbindungen im Gehirn, sagte die Neurowissenschaftlerin der Deutschen Presse-Agentur. Und zwar so nachhaltig, dass das Gehirn quasi grundlegend „positiver tickt“.
Im Prinzip sei es ein Lernprozess, der mit Sport- oder Musiktraining vergleichbar sei, erklärte Brohm-Badry. In einem Labor misst sie mit Hilfe der Elektroenzephalografie (EEG) die elektrische Aktivität des Gehirns bei Probanden. „Es ist faszinierend zu sehen, wie man mit positiven Gedanken das Gehirn neuroplastisch prägen kann“, sagte sie.
Mehr Botenstoffe für Glücksempfinden
Neuroplastizität meint die lebenslange, ständige Fähigkeit des Gehirns, sich strukturell auf Veränderungen anzupassen. „Das Gehirn ist neutral. Es lernt einfach das, was wir eingeben“, erläuterte Brohm-Badry. Es unterscheide dabei nicht zwischen guten und schädlichen Entwicklungen.
Bei „langfristig positiven Impulsen“ leiteten die Rezeptoren im Gehirn mehr Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin und Oxytocin weiter – und die seien wichtig für das Glücksempfinden. „Und diese Rezeptoren können wir stimulieren, indem wir spezifische Sachen machen“, sagte die Expertin. Als Beispiel nannte sie „mehr Verbundenheit suchen mit anderen Menschen“ – und zwar bei richtigen Treffen, nicht „als Sekundärerfahrungen online“.
Auch Sport zu machen oder ein Musikinstrument zu spielen, könnte dazu beitragen, „dass es im Gehirn zu diesen charakteristischen Alpha-Schwingungen kommt“, sagte die Expertin. „Je häufiger wir gute Erfahrungen machen, desto stärker sind die neuronalen Änderungen im Gehirn.“
Zur Person: Neurowissenschaftlerin und Glücksforscherin Michaela Brohm-Badry ist Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Positiv-Psychologische Forschung und Professorin für Lehr-Lern-Forschung an der Universität Trier.