Zuletzt war Pius Paschke in der Form seines Lebens – mit 34 Jahren. Doch bei der Generalprobe für die Vierschanzentournee patzte der Skispringer. Kann er den Dämpfer wegstecken?
Höhen und Tiefen gehören im Leistungssport dazu. Und es braucht Geduld, viel Geduld. Pius Paschke kann ein Lied davon singen. Lange sah es danach aus, als würde der Skispringer aus Kiefersfelden die Früchte seiner harten Arbeit nie wirklich ernten können. Doch gerade als keiner mehr damit rechnete, begann Paschkes Durchhaltevermögen sich auszuzahlen.
Mit 34 Jahren hatte der Bayer zuletzt die Form seines Lebens erreicht. Fünf Siege aus acht Einzelspringen, insgesamt siebenmal auf dem Podium – Paschke reihte im bisherigen Weltcup-Winter Sieg an Sieg und trägt bei der Vierschanzentournee vom 28. Dezember 2024 bis 6. Januar 2025 das Gelbe Trikot, ist also Mitfavorit.
Bei der Generalprobe in Engelberg gab es dann einen Dämpfer: Paschke belegte nur den 18. Platz. Dennoch bleiben die Erwartungen für die Tournee nach Weihnachten hoch.
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Der Wendepunkt
Vor gut einem Jahr, am 16. Dezember 2023, begann Paschkes später Höhenflug in Engelberg. Die Beharrlichkeit des Skispringers sollte sich endlich auszahlen. Paschke gelang an diesem Tag mit 33 Jahren sein erster Weltcup-Sieg. Kein anderer Skispringer war älter bei seiner Premiere auf dem obersten Podestplatz.
Am Skisprung-Weltcup nimmt Paschke seit 2017 regelmäßig teil. Sieben Jahre musste er sich also gedulden, bis es endlich mit einem Sieg klappte. Zuvor waren seine größten Erfolge an Team-Leistungen gebunden, etwa der erste Platz bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf 2021. Wer so lange auf den Einzelerfolg wartet, kann sich damit auch erstmal zufriedengeben – richtig?
Das sieht Paschke offenbar anders. Der Bayer hat seither kontinuierlich an sich weitergearbeitet. Als hätte er gerade erst angefangen. Anlaufphase, Absprung, Flugphase, Landung – Paschke feilte an vielen Details und ist nun, mit 34 Jahren, ein deutlich kompletterer Skispringer geworden.
Pius Paschke arbeitet mit Mentaltrainer
In seinem Sport kommt es auf die Feinheiten an. Nicht nur die Weite des Sprunges wird gemessen, auch die Flughaltung und die Landung fließen in die Gesamtnote der Sprungrichter ein. Wenn Paschke mit seinen 1,75 Metern Körpergröße und 54 Kilogramm Körpergewicht auf Skiern in der Luft steht, sind Details daher entscheidend.
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Das geht über die körperliche Leistung hinaus. Auch mental müssen Skispringer abliefern, in der Höhe auf der Höhe sein. Nervosität, die Paschke in der Vergangenheit das eine oder andere Mal zeigte, kann er eigentlich nicht gebrauchen. Daher arbeitet der 34-Jährige mittlerweile auch mit einem Mentalcoach zusammen, eine Maßnahme, die ihm geholfen hat.
Traum vom deutschen Sieg bei der Vierschanzentournee
Dafür, dass er trotz Höhen und Tiefen immer weitergemacht hat, wird Pius Paschke bewundert. „Er ist ein sehr reflektierter Mensch, er musste sich sehr viel erarbeiten. Das war keine Karriere, die nur bergauf gegangen ist“, sagte Teamkollege Andreas Wellinger kürzlich über ihn.
Mit seiner zuletzt überragenden Form hatte Pius Paschke die Träume vom ersten deutschen Tournee-Gesamtsieg seit Sven Hannawald 2002 aufleben lassen. Ob der 34-Jährige den jüngsten Rückschlag aus Engelberg wegstecken kann, wird sich in Oberstdorf zeigen. Zuzutrauen wäre es ihm.
Quellen: „Sportschau„, „Süddeutsche Zeitung„, Polizei Bayern, DPA