Vierschanzentournee: Tournee-Hoffnung lebt: Paschke springt auf Platz vier
Zum Start der Vierschanzentournee überzeugt der beste deutsche Skispringer - auch ohne Sieg. Zwei bekannte Teamkollegen haben mit dem Kampf um den Gesamtsieg dagegen schon jetzt nichts mehr zu tun.

Zum Start der Vierschanzentournee überzeugt der beste deutsche Skispringer – auch ohne Sieg. Zwei bekannte Teamkollegen haben mit dem Kampf um den Gesamtsieg dagegen schon jetzt nichts mehr zu tun.

Pius Paschke hat die Hoffnung der deutschen Skispringer auf den ersten Vierschanzentournee-Sieg seit Sven Hannawalds Triumph vor 23 Jahren gewahrt. Der 34-Jährige liegt mit seinem vierten Platz beim stimmungsvollen Auftakt des Schanzen-Spektakels in Oberstdorf noch voll im Rennen um den goldenen Adler. Österreichs Dominanz dämpfte die Stimmung aber schon etwas. Paschke landete hinter dem österreichischen Sieger Stefan Kraft und dessen Landsmännern Jan Hörl und Daniel Tschofenig. Sein Rückstand auf Platz eins beträgt 13,8 Punkte.

Paschke: „Emotionen im Stadion nutzen können“

Paschke sprang vor 25.500 Zuschauern in der ausverkauften Arena 138 und 133,5 Meter weit. „War cool. Hat Spaß gemacht“, sagte der beste Deutsche nach seinem ersten Sprung im ZDF. „Ich habe die Emotionen im Stadion nutzen können.“ Karl Geiger (Rang acht) gelang das nur bei seinem zweiten Sprung auf 137 Meter, Andreas Wellinger (20. Platz) überhaupt nicht. Die beiden Leistungsträger sind im Kampf um den Gesamtsieg schon raus. Der ganze Druck lastet nun auf Paschke.

Die Vorgabe von Bundestrainer Stefan Horngacher erfüllte nur der Skisprung-Oldie: „Man muss Oberstdorf nicht gewinnen, aber man muss dranbleiben. Man sollte nicht zu viel Rückstand aufreißen hier – und das ist unser Ziel“, hatte der 55-Jährige vor dem Wettkampf gesagt.

Paschke zuletzt mit schwächsten Saison-Ergebnissen

Dass das gelingt, war nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Paschke trat zwar im Gelben Trikot des Führenden im Gesamtweltcup an. Seine Formkurve hatte zuletzt jedoch einen deutlichen Knick gezeigt. Bei der Tournee-Generalprobe in der Schweiz kurz vor Weihnachten war er nur auf Platz zehn und 18 gelandet. Auch die Trainingssprünge in Oberstdorf waren nicht die eines Tournee-Favoriten. Zudem dominierte Österreich die Qualifikation mit gleich fünf Springern an der Spitze.

Paschke ist die große Überraschung des bisherigen Winters. Von den zehn Einzel-Weltcups vor der Tournee gewann er fünf. Erst vor gut einem Jahr hatte der Spätstarter im deutschen Team seinen ersten Weltcupsieg überhaupt gefeiert.

Public Viewing in Paschkes Heimat

Nach den Erfolgen der vergangenen Wochen war ein Hype um den introvertierten Polizeiobermeister entstanden, mit dem wohl niemand mehr gerechnet hatte. Zu Ehren Paschkes organisierten die Menschen in seiner Heimat Kiefersfelden extra ein Public Viewing des Tournee-Starts. Trotz des Stimmungsdämpfers in Engelberg, als Paschke erstmals in dieser Saison Schwächen zeigte, war die Vorfreude groß.

Im rund 250 Kilometer entfernten Oberstdorf feierten Tausende Fans schon Stunden vor dem Wettkampf eine große Skisprung-Party. Zu Karnevals- und Ballermann-Hits tanzten und schunkelten die Menschen bei prächtigem Sonnenschein in den Straßen, Gassen und Wirtshäusern. Auch die Polizei trug mit Lautsprechern auf ihrem Bus vor dem Bahnhof zur ausgelassenen Atmosphäre bei. „Hey, wir wollen die Eisbären sehen“, dröhnte aus den Boxen.

Die Schattenbergschanze, der zum Auftakt auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) einen Besuch abstattete, war in den vergangenen Jahren so etwas wie die Lieblingsschanze der deutschen Springer gewesen. Von den fünf deutschen Tournee-Tagessiegen seit Hannawalds Vierfach-Erfolg vor 23 Jahren gab es vier im Allgäu.

Auch diesmal hielt der Auftakt die Hoffnung am Leben. Die nächste Chance, sie noch weiter zu nähren, gibt es beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen.