Blinkende Lederjacke und Piano-Schal: So kam David Hasselhoff zu seinem legendären Silvester-Auftritt an der Berliner Mauer
Die Nummer hat sich ins kollektive Gedächtnis der Deutschen eingebrannt: David Hasselhoff singt vor 35 Jahren in der Silvesternacht "Looking for Freedom" an der Berliner Mauer.

Die Nummer hat sich ins kollektive Gedächtnis der Deutschen eingebrannt: David Hasselhoff singt vor 35 Jahren in der Silvesternacht „Looking for Freedom“ an der Berliner Mauer.

Die Mauer steht zwar noch weitgehend, ist aber doch schon weg. Sie hat ihren Schrecken verloren. Zum Jahreswechsel 1989/1990 können die Deutschen erstmals nach Jahrzehnten wieder gemeinsam Silvester feiern. Mittendrin (oder eher auf einer Hebebühne darüber) damals: David Hasselhoff, der „Knight Rider“. In blinkender Lederjacke und mit Piano-Schal – direkt am Brandenburger Tor, über den Köpfen von Hunderttausenden Feiernden – singt er seinen größten Hit.

„Looking for Freedom“ ist 1989 die meistverkaufte Single des Jahres in Deutschland und wird durch den Auftritt in der Silvesternacht an der Berliner Mauer endgültig zu einer der Hymnen der Einheit.

David Hasselhoff berichtet vom Silvester-Auftritt

Der Mythos, Hasselhoff habe mit seinem Song die Mauer sprichwörtlich zum Einsturz gebracht, hält sich bis heute – wird allerdings von „The Hoff“ immer wieder vehement zurückgewiesen. „Ich bin nicht verantwortlich für den Fall der Mauer, dafür sind die Ostdeutschen verantwortlich, weil sie an Freiheit glaubten“, stellt er Jahre später klar. Er sei nur „zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen“, sagt er einmal dem „Playboy“.

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Die Geschichte wäre auch zu schön gewesen. Allerdings: Auch die Story, die zu dem legendären Berliner Auftritt am Ende des Wendejahres führte, kann sich hören lassen. In dem Porträt „Being David Hasselhoff“ von Filmemacher Oliver Schwabe, das vom Rundfunk Berlin-Brandenburg produziert wurde, plaudert der inzwischen 70-jährige „Baywatch„-Star rund 30 Jahre später aus dem Nähkästchen und erzählt, wie es aus seiner Sicht gewesen ist, damals Ende 1989.

Hasselhoff ist seinerzeit mit den Dreharbeiten zu den „Rettungsschwimmern von Malibu“ in Kalifornien beschäftigt. Dass die Serie später die erfolgreichste der Welt werden sollte, ahnt noch niemand.

„Sie singen über der Berliner Mauer“

Was sich auf der anderen Seite des Großen Teichs abspielt, in Berlin, habe er nur am Rande verfolgt, die Mauer nur mal aus dem Flugzeug gesehen. Irgendwann habe Hasselhoff einen Anruf aus Deutschland bekommen.

„Wir möchten, dass Sie Silvester bei uns singen.“ 

„Wo?“

„In einem Hotel. Sie singen ‚Looking for Freedom‘ und ‚Flying on the Wings‘.“

„Nein. Wenn, dann will ich an der Mauer singen. Besser noch: über der Mauer auf einem Kran.“

„Dann brauchen wir die Genehmigung von Helmut Kohl und Honecker.“

„Okay, dann holen Sie die Genehmigung.“

Nach dem Gespräch habe ihn jemand gefragt, ob er wirklich glaube, dass man sich in Deutschland darum kümmern werde. „Nein, glaube ich nicht“, habe Hasselhoff erwidert. „Aber ich mache das so oder so.“

Später sei der Rückruf gekommen: „Sie singen an einem Kran über der Mauer. An Silvester.“ Der Rest ist Geschichte: eine blinkende Lederjacke, ein Piano-Schal und „Looking for Freedom“ aus Tausenden Kehlen. Ein Auftritt, live übertragen im ZDF, der sich ins kollektive Gedächtnis der Deutschen einbrennt – und auch in jenes von David Hasselhoff, der mit seinem Hit das Wendejahr krönte.

Hasselhoff

„Ich habe vor einer Million Menschen gesungen, zu Deutschlands Wiedervereinigung, kam zurück nach L.A. und fuhr am nächsten Morgen zur Arbeit“, erinnert er sich an seinen Kurztrip nach Europa. Am Set von „Baywatch“ habe eine Kollegin gefragt, wie er den Jahreswechsel verbracht habe – immer noch unter dem Eindruck der Nacht habe er geantwortet. „Ich fühle gar nichts. Ich komme gerade aus Berlin.“

Berlin ist seither die Stadt, in die es Hasselhoff immer wieder zieht. 2013 steht er erneut an der Mauer. An der East Side Gallery, dem gut 1,3 Kilometer langen erhaltenen Teilstück der früheren Grenzbefestigung demonstriert er mit Tausenden Berlinern – diesmal für den Erhalt des Mauerstücks. Aber das ist eine andere Geschichte.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals anlässlich des Jahreswechsels 2019/2020. Für die erneute Veröffentlichung wurde er aktualisiert.

Quellen: „Playboy“, „Being David Hasselhoff“