"Tatort" aus Köln: Jetzt kaufen, später zahlen: Wenn das Leben auf Pump außer Kontrolle gerät
Der Mitarbeiter eines Inkasso-Unternehmens wird entführt. Die Suche nach dem Mann führt die "Tatort"-Ermittler Ballauf und Schenk zu Menschen, die finanziell am Abgrund stehen.

Der Mitarbeiter eines Inkasso-Unternehmens wird entführt. Die Suche nach dem Mann führt die „Tatort“-Ermittler Ballauf und Schenk zu Menschen, die finanziell am Abgrund stehen.

4 von 5 PunktenEinfühlsame Sozialstudie über Menschen in finanziellen Schwierigkeiten

Worum geht’s in diesem „Tatort“?

Das Leid der anderen ist sein Geschäft: Fabian Pavlou (Thomas Hauser) ist für ein global agierendes Inkasso-Unternehmen tätig. Als Außendienstmitarbeiter hat er sich den Ruf als erfolgreicher, aber auch gnadenloser Schuldeneintreiber erarbeitet. Auf dem Rückweg von einem Termin feixt Pavlou mit seinem Mann David (Vladimir Korneev) über den Bonus, der ihn für seine Dienste erwartet. Durch einen auf der Fahrbahn liegenden E-Scooter wird seine Fahrt abrupt gestoppt. Pavlou steigt aus, um nachzusehen – und wird attackiert. Kurz darauf liegt er blutüberströmt auf der Rückbank seines Wagens. Als die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) am Tatort eintreffen, finden sie nur eine riesige Blutlache. Von Fabian Pavlou, seinem Auto und mehreren tausend Euro Bargeld fehlt jede Spur. Die Ermittlungen ergeben, dass der Inkasso-Mitarbeiter schon vor der Tat beobachtet und verfolgt wurde. Ins Visier geraten drei Schuldner, bei denen Pavlou zuletzt versucht hat Geld einzutreiben.Ist der Tatort zu links? 15.20

Warum lohnt sich der Fall „Restschuld“?

Der „Tatort“ aus Köln ist dafür bekannt, oft besonders gesellschaftskritisch zu sein und aktuell brisante Themen aufzugreifen. Das gelingt auch in diesem Fall. Der eine Kredit zu viel, Schulden des Ex-Mannes oder eine durch gesundheitliche Probleme verursachte Arbeitsunfähigkeit: Der Film erzählt anhand verschiedener Protagonisten, wie schnell man in finanzielle Not geraten kann. „Ist die Inkassomaschinerie einmal in Gang gesetzt, wird das Problem immer schlimmer“, sagt Drehbuchautorin Karlotta Ehrenberg, die sich von einem eigenen Inkasso-Brief zu dem Krimi inspirieren ließ. Zu dem Stress über die Rückzahlung der Schulden kommt Scham über die persönliche Situation. Statt sich Hilfe zu suchen, schweigen Betroffene – eine fatale Abwärtsspirale. Autorin Ehrenberg und Regisseurin Claudia Garde ist ein einfühlsam erzählter Film gelungen, der durch die derzeitige wirtschaftliche Lage in Deutschland und das zunehmend beliebtere „Jetzt-kaufen-später-zahlen“-Prinzip besondere Aktualität bekommt.

Was stört?

Wer rasante Action und überraschende Wendungen erwartet, könnte enttäuscht sein. Der Krimi rückt die Schicksale der Betroffenen und ihre Emotionen in den Mittelpunkt. Bei der Darstellung der Inkasso-Manager wurde etwas in die Klischee-Schublade gegriffen: Der Film zeigt sie als schmierige Fieslinge in Maßanzug und mit Siegelring, die unverhohlen Drohungen aussprechen und massiven Druck ausüben.Tatort Ausstiege 10.45

Die Kommissare?

Wenn es ums Geld geht, hört auch bei den Kölner Kommissaren die Freundschaft auf. Max Ballauf glaubt, die Schuldner seien selbst verantwortlich für ihre Misere. „20 Euro hat man doch immer in der Tasche. Immer“, behauptet der Ermittler. Freddy Schenk sieht das ganz anders. „Nur weil du ein kinderloser Single bist und nicht weißt, was du mit deinem Geld anfangen sollst, heißt das noch lange nicht, dass es allen so geht“, maßregelt er seinen Kollegen für dessen Ignoranz.

Ein- oder ausschalten?

Viele Probleme, wenig Lösungen: Wer sich das am Sonntagabend zumuten mag, wird mit einem intensiven Film belohnt, der lange nachhallt.

Die Kommissare Ballauf und Schenk ermittelten zuletzt in diesen Fällen:

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