Kampfmittelbeseitigung: Weltkriegsbombe wird entschärft - 10.000 Menschen betroffen
Seit Monaten laufen die Abrissarbeiten an der teilweise eingestürzten Carolabrücke in Dresden. Jetzt ist dabei eine Bombe gefunden worden. Um sie zu entschärfen, gibt es vorsorglich einen Sperrbezirk.

Seit Monaten laufen die Abrissarbeiten an der teilweise eingestürzten Carolabrücke in Dresden. Jetzt ist dabei eine Bombe gefunden worden. Um sie zu entschärfen, gibt es vorsorglich einen Sperrbezirk.

Von der für Donnerstag geplanten Entschärfung der an der Dresdner Carolabrücke gefundenen Weltkriegsbombe sind rund 10.000 Menschen betroffen. Das sagte ein Sprecher der Feuerwehr am frühen Abend. Mitgerechnet sind Anwohner ebenso wie Touristen und Menschen, die in der Innenstadt arbeiten. Auch das Rathaus, die Polizeidirektion selbst und etwa die Staatskanzlei liegen in dem Bereich, der für die Entschärfung der Fliegerbombe evakuiert werden soll.

Alle Menschen innerhalb von einem Radius von etwa 1.000 Metern um den Fundort sind aufgefordert, den Bereich am Donnerstagmorgen um 9.00 Uhr zu verlassen. Bis dahin können Anwohner vor Ort bleiben und die Nacht zu Hause verbringen. 

Notunterkunft und Shuttlebusse

Die Stadt richtet ab 7.00 Uhr eine Notunterkunft in der Messe ein, Shuttlebusse bringen die Menschen bei Bedarf hin. Wer den Bereich nicht ohne Unterstützung verlassen kann, ist gebeten, sich an das Bürgertelefon der Stadt zu wenden. Dieses ist den Angaben zufolge bis Mitternacht und ab Donnerstagfrüh um 6.00 Uhr erreichbar. 

Der Sperrbezirk umfasst große Teile des Stadtzentrums, auch die historische Altstadt ist betroffen. Laut Angaben der Polizei erstreckt er sich zwischen Albertplatz, Palaisplatz, Bernhard-von-Lindenau-Platz, Postplatz, Dippoldiswalder Platz weiter über den Georgplatz, die Marschnerstraße sowie die Weintraubenstraße. Im Verlauf des Morgens werden demnach alle Zufahrten und Zugänge gesperrt. 

250 Kilogramm schwere Fliegerbombe bei Abriss entdeckt

An der im September teilweise eingestürzten Brücke laufen seit Monaten Abrissarbeiten. Dabei war am Morgen die 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg in der Elbe entdeckt worden. Für den Abriss der Spannbetonbrücke wurde von der Dresdner Altstadtseite eine Baustraße in den Fluss aufgeschüttet. In diesem Bereich wurde der Blindgänger gefunden. 

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hatte nach einer Begutachtung vor Ort entschieden, dass eine Entschärfung notwendig ist. Der Bagger, der auf der Baustraße im Einsatz ist, habe die Bombe bewegt, sagte ein Polizeisprecher. Sie liegt nun eingewickelt auf den Steinen neben dem Fahrzeug. Dort bleibt sie bis zur Entschärfung.

„Wir haben in Dresden natürlich schon ein bisschen Erfahrung mit dem Entschärfen von Weltkriegsbomben“, sagte Polizeisprecher Thomas Geithner. Diesmal sei die Situation jedoch etwas anders, da der Fundort der Bombe außergewöhnlich zentral liege. „Das ist quasi das Herz von Dresden, was morgen abgeschnitten sein wird.“ Auch die Polizeidirektion selbst muss ihr Hauptgebäude verlassen.

Anwohner müssen mit Verkehrsbehinderungen rechnen

Für Donnerstag wird dementsprechend mit erheblichen Verkehrsbehinderungen gerechnet: Im Sperrkreis liegen auch die Augustus- und die Albertbrücke, die beidseitig der Carolabrücke über die Elbe führen. Direkt nach dem Fund sperrte die Polizei bereits den unmittelbaren Bereich am Terrassenufer, wo Ausflugsschiffsfahrten starten. 

Schulen und Kindertagesstätten, die sind im Evakuierungsbereich befinden, bleiben am Donnerstag geschlossen genauso wie Museen der Staatlichen Kunstsammlungen. 

Pflegeheime müssten nicht komplett evakuiert werden, sagte der Sprecher der Dresdner Feuerwehr, Michael Klahre. Dort werde „luftschutzmäßiges Verhalten“ angewendet. Die Menschen müssen sich demnach im Gebäude auf der von der Fundstelle abgewandten Seite aufhalten. Dieses Vorgehen sei mit dem zuständigen Sprengmeister festgelegt worden.

Die Mitarbeiter der Ministerien und der Staatskanzlei werden den Angaben zufolge im Homeoffice arbeiten. Bis zur Freigabe durch die Polizei ist keine Gebäudenutzung möglich, wie Regierungssprecher Ralph Schreiber mitteilte. Im Justizzentrum in der Nähe mit Landgericht und Staatsanwaltschaft finden am Donnerstag keine Verhandlungen statt.

Sirenen am Donnerstagmorgen

Damit die Informationen zu den Evakuierungsmaßnahmen möglichst alle Betroffenen, zu denen neben Dresdnerinnen und Dresdnern beispielsweise auch zahlreiche Touristen zählen, erreichen, gibt es laut Feuerwehrsprecher Klahre Meldungen per Warn-App. Am Donnerstagmorgen um 7.00 Uhr sollen im betroffenen Gebiet zudem die Sirenen ertönen.

Ein Teil der Dresdner Carolabrücke war in der Nacht zum 11. September überraschend eingestürzt. Menschen kamen nicht zu Schaden. Als Hauptgrund gilt eine durch Feuchtigkeit ausgelöste Spannungsrisskorrosion. Die 1971 fertiggestellte Brücke muss nun komplett abgerissen werden.