Kalifornien wird erneut von tödlichen Großbränden heimgesucht. Das Bild der Verwüstung macht sprachlos. Fünf Menschen kamen bislang ums Leben.
Flammeninferno im Großraum Los Angeles: Verheerende Großbrände haben eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, gleich einer Kriegszone. Die Flammen griffen am Mittwochabend (Ortszeit) auf die berühmte Hügelkette Hollywood Hills über, Teile des Stadtviertels müssen evakuiert werden. Bislang kamen bei den Bränden Behördenangaben zufolge fünf Menschen ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt. Medienberichten zufolge sind rund 130.000 Menschen auf der Flucht und mehr als 1.000 Gebäude zerstört worden. Die Brände sind weiterhin nicht unter Kontrolle.
Der scheidende US-Präsident Joe Biden rief den Katastrophenfall aus und sagte seine für Freitag geplante Reise nach Italien ab. Laut US-Medien handelt es sich schon jetzt um eine der schlimmsten Feuerkatastrophen der Stadtgeschichte von Los Angeles.
Präsident Biden sagt Audienz beim Papst ab
Derweil sagte Biden eine für Freitag geplante Reise nach Italien und eine Audienz bei Papst Franziskus ab. Seine Sprecherin Karine Jean-Pierre teilte mit, Biden wolle sich in den kommenden Tagen auf die Leitung der gesamten Bundesmaßnahmen im Kampf gegen die Brände konzentrieren. Biden wollte kurz vor seinem Abschied als US-Präsident noch nach Italien reisen; eine Audienz bei Papst Franziskus war geplant.
Zuvor hatte er die von Bränden betroffene Region in Kalifornien zum Katastrophengebiet erklärt. Dadurch könnten Gemeinden und Überlebende sofort Bundesmittel erhalten, um den Wiederaufbau voranzutreiben.
Der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, befürchtet einen Anstieg der Opfer. Im Interview mit CNN sprach er von „völliger Zerstörung“ und erinnerte an die tödlichen Feuer in Paradise, einer Ortschaft in Nordkalifornien. Der war im November 2018 von dem sogenannten Camp Fire fast völlig zerstört worden, 85 Menschen starben damals, Zehntausende wurden obdachlos.
Mehrere Großbrände
Die aktuellen Todesfälle wurden demnach nordöstlich der Metropole Los Angeles registriert, nahe Pasadena, wo das sogenannte „Eaton Fire“ weiter außer Kontrolle war. Dieser Großbrand hat bereits auf eine Fläche von rund 42 Quadratkilometern erfasst.
Noch weiträumiger wütet das „Palisades Fire“ am Westrand von Los Angeles. Es hat sich auf eine Fläche von mehr als 64 Quadratkilometer vorgefressen, von den Hügeln in Pacific Palisades bis zu den Stränden von Malibu. Nach ersten Schätzungen der Behörden brannten dort rund tausend Gebäude ab.
Die Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, mahnte eindringlich dazu, die Anordnungen für Evakuierungen zu befolgen. Aus allen Teilen des Landes sollten Feuerwehrleute zur Verstärkung anrücken. US-Präsident Joe Biden versprach bei einem Besuch der Feuerschutzbehörde Cal Fire zusätzliche 2.000 Einsatzkräfte der Nationalgarde.
Jamie Lee Curtis ist sprachlos
Das Ausmaß der Zerstörung durch tödliche Brände im Großraum Los Angeles macht sprachlos. „Keine Worte“, schrieb Oscar-Preisträgerin Jamie Lee Curtis auf Instagram zu einem Video von einer Autofahrt durch ausgebrannte Straßenzüge, vorbei an schwelenden Hausruinen und verkohlten Palmen.
Die Feuerkatastrophe brachte das normale Leben in der Millionenmetropole fast zum Erliegen. Am Donnerstag sollten alle Schulen geschlossen bleiben. Nach New York ist der Los Angeles Unified School District der zweitgrößte Schulbezirk des Landes. In einigen Gebieten wurde die Luftqualität als sehr ungesund eingestuft.
Hollywood verschiebt Gala
Auch Hollywoods Showbusiness ist betroffen. Die Verleiher der renommierten Critics Choice Awards haben ihre für diesen Sonntag geplante Trophäen-Gala in Santa Monica aufgrund der Brände verschoben, Filmstudios sagten Premieren ab. Am 17. Januar wollte die Oscar-Filmakademie die Anwärter für Hollywoods höchsten Preis verkünden. Dies werde aufgrund der Brände nun zwei Tage später stattfinden, teilte Geschäftsführer Bill Kramer in einem Brief an die rund 10.000 Mitglieder mit, wie US-Medien berichteten. Das gibt den Filmschaffenden mehr Zeit, über die Kandidaten abzustimmen.
„Star Wars“-Schauspieler Mark Hamill (73) teilte seinen Instagram-Followern mit, dass er „in letzter Minute“ sein Haus in Malibu verlassen habe. Am Straßenrand habe er bereits Flammen gesehen. Jamie Lee Curtis trauerte um ihren Wohnort Pacific Palisades. „Unsere geliebte Nachbarschaft ist weg“, schrieb sie auf Instagram. Ihr eigenes Haus sei verschont geblieben, aber so viele andere Menschen hätten alles verloren.
Häuser von Prominenten brennen ab
Dazu gehört der Hollywood-Komiker Billy Crystal. Er und seine Frau Janice hätten ihr Haus, in dem sie seit 1979 lebten, verloren, teilte der Schauspieler laut „Hollywood Reporter“ mit. „Natürlich sind wir untröstlich, aber mit der Liebe unserer Kinder und unserer Freunde werden wir dies überstehen“.
Auch die Häuser des Schauspieler-Ehepaars Adam Brody und Leighton Meester und der Schauspielerin Anna Faris sei abgebrannt, berichtete das Promi-Portal „TMZ.com“.
Pacific Palisades ist ein wohlhabender Stadtteil im Westen von Los Angeles mit rund 25.000 Einwohnern. Stars wie Jennifer Aniston, Bradley Cooper, Tom Hanks und Reese Witherspoon haben dort Häuser.
Dank an die Feuerwehrleute
Chet Hanks, Sohn von Tom Hanks und Rita Wilson, schrieb in einer Instagram-Story, dass die ganze Nachbarschaft, in der er aufgewachsen sei, abbrenne. „Avengers“-Star Chris Pratt dankte den „mutigen“ Feuerwehrleuten und Helfern für deren Einsatz. Sie seien „wahre Helden“.
Waldbrände bei Malibu im Dezember
Erste Mitte Dezember hatten Waldbrände in Malibu, rund 50 Kilometer westlich von Los Angeles, viele Stars aus ihren Häusern getrieben, darunter Mira Sorvino und Cher.
Im November 2018 hatte rund um Malibu ein schweres Feuer gewütet, das größere Landstriche verwüstete und mehr als 1.500 Häuser zerstörte. Damals brannten unter anderem die Häuser von Moderator Thomas Gottschalk, US-Sängerin Miley Cyrus und Schauspieler Gerard Butler ab.