Die BVG will ihre Fahrgäste ab 2030 emissionsfrei ans Ziel bringen. Um schon früher CO2 einzusparen, setzt der Vorstandsvorsitzende auf einen umstrittenen Kraftstoff.
BVG-Chef Henrik Falk setzt auf dem Weg zu einer emissionsfreien Flotte bis 2030 auch auf andere Antriebsarten als die Elektromobilität. Kurzfristig wollen die Berliner Verkehrsbetriebe testen, ob Diesel-Busse aus dem Bestand mit gebrauchtem Pflanzen- und Speiseöl – im Fachjargon HVO – betrieben werden können, wie Falk der Deutschen Presse-Agentur sagte.
„Die Frage ist, was ich bis 2030 schon auf Basis einer sehr jungen Dieselflotte tun kann, um der Emissionsfreiheit näherzukommen“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Bis 2030 will die BVG komplett fossilfrei unterwegs sein, in erster Linie will sie das mit Elektroantrieben erreichen.
„Warum soll ich einen Diesel-Bus, der fünf oder sechs Jahre gefahren ist, für einen Batteriebus ausmustern, wenn ich kurzfristig mit einem Kraftstoff wie HVO CO2 einsparen kann?“, sagte Falk. HVO könne dabei helfen, den CO2-Ausstoß bis 2030 deutlich zu senken. „Wir wissen, dass es technisch funktioniert, jetzt gucken wir uns die konkrete Machbarkeit, also die ökologischen Themen und auch die Wirtschaftlichkeit an. Und natürlich: Ist das Ganze auch bezahlbar?“
Umweltverbände sehen HVO kritisch
Seit Ende Mai darf an deutschen Tankstellen der Kraftstoff HVO in Reinform (HVO100) verkauft werden. Nach Angaben des Verkehrsministeriums ist dies „ein besonders nachhaltiger und hochwertiger Biodieselkraftstoff“, mit dem sich mehr als 90 Prozent der CO2-Emissionen einsparen lassen. HVO steht für „hydrotreated vegetable oil“ – hydriertes Pflanzenöl.
Der BUND kritisiert unter anderem, dass die verfügbaren Abfälle pflanzlicher oder tierischer Fette nicht ausreichen, um den Dieselbedarf zu decken. Andere Umweltverbände wie der Nabu betonen, dass neben Abfall- und Reststoffen auch frische Pflanzenöle wie Palmöl Ausgangsstoffe für HVO sein könnten. Ähnlich argumentierte zuletzt auch das Umweltministerium.
Falk setzt für emissionsfreie Flotte nicht nur auf E-Busse
Auch über 2030 setzt Falk nicht nur auf Elektromobilität. „Während der Corona-Pandemie haben wir alle gelernt, dass ein resilientes System entscheidend ist“, sagte er. „Deshalb werden wir die komplette Busflotte der BVG nicht nur auf ein System – das heißt zu hundert Prozent auf Batteriebetrieb – umstellen.“
Batteriebetriebene Busse seien natürlich die Hauptstrategie. „Ob die Umrüstung zu 80, 85 oder 90 Prozent auf Batterie stattfindet, kann ich heute noch nicht sagen.“ Ein gewisser Anteil der Flotte werde aber mit einer anderen Technologie betrieben werden müssen. Welche das sein wird, ließ Falk offen.
Derzeit sind auf Berlins Straßen 227 von 1.500 BVG-Bussen elektrisch unterwegs. Bis 2027 sollen es etwa 500 E-Busse werden. Ab 2030 soll die Flotte insgesamt rund 1700 Busse umfassen. Die Straßen- und U-Bahnen werden ohnehin elektrisch betrieben, weshalb nach BVG-Angaben schon heute 65 Prozent der Fahrgäste emissionsfrei unterwegs sind.
Nabu und andere Verbände zu HVO Verkehrsministerium zu HVO