"Körperwelten": Ausstellungen zwischen Ekel und Faszination: "Dr. Tod" wird 80
Die "Körperwelten"-Schauen des Gunther von Hagens spalten seit Jahrzehnten die Gemüter. Nun feiert der Arzt und Erfinder der Plastination seinen 80. Geburtstag.

Die „Körperwelten“-Schauen des Gunther von Hagens spalten seit Jahrzehnten die Gemüter. Nun feiert der Arzt und Erfinder der Plastination seinen 80. Geburtstag.

Nach seinem Ableben will er selbst zum Anschauungsobjekt werden, ein von ihm entwickeltes Verfahren soll die anatomischen Details seines Körpers konservieren und für die Nachwelt erhalten: Der Arzt und Erfinder Gunther von Hagens ist mit dem Tod sehr vertraut. Dutzende menschliche Leichen wanderten schon durch seine und die Hände seiner Mitarbeiter im Institut für Plastination im brandenburgischen Guben. Durch das Verfahren der Plastination, das von Hagens sich 1978 patentieren ließ, lassen sich dort die Körper von Verstorbenen erhalten, um sie später auszustellen. Die dafür verwendeten Leichen stammen von Menschen, die ihren Körper für eine Plastination nach dem Tod gespendet haben.

1995 erregte der in Polen geborene Arzt für Anästhesie und Notfallmedizin mit seiner ersten „Körperwelten“-Ausstellung in Tokio weltweit Aufsehen. Sie zeigte menschliche Körper in einer dem breiten Publikum unbekannten Detailfülle. Feinste Nerven, Adern und Knochen, die Nichtmedizinern normalerweise verborgen bleiben, waren sichtbar. 450.000 Besucher konnten sich damals der Kombination aus Faszination, Neugier und Ekel nicht entziehen.

Doch gleichzeitig schwang auch die Frage mit: Darf man Tote zur Schau stellen und mit ihnen Geld verdienen? Sind die Körperwelten nicht eine Verletzung der Totenruhe und befriedigen sie nur eine Sucht nach Sensation und Grusel, so wie im Mittelalter Kleinwüchsige und andere anatomisch besondere Menschen auf Jahrmärkten präsentiert wurden?

Dem Andrang der Massen auf von Hagens Ausstellungen taten solche Bedenken keinen Abbruch. Millionen Besucher in aller Welt sahen die Innenwelten des Menschen und später auch von Tieren. „Das Wissen um den menschlichen Körper sollte nicht das Geheimnis von wenigen Privilegierten bleiben, sondern sollte jedem frei zugänglich sein“, lautet von Hagens Motto. Ein Ansinnen, für das der Ausstellungsmacher schließlich auch seinen Körper offenbaren will.