Seit rund sieben Jahren erobert die Toniebox Kinderherzen. Die bunten Tonies gehören zu den Geschenke-Klassikern. Kann ein Kekz daran etwas ändern? Wir haben uns die Kekzhörer mit den Audiochips genauer angeschaut.
„Probier’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit …“ empfiehlt mir seit einer gefühlten Ewigkeit der knuffige Bär Balu aus dem Dschungelbuch – beim Frühstück, auf dem Weg zur Kita, im Garten und abends vor dem Schlafen gehen. Auch zwischendurch erinnert mich Moglis tierischer Best Buddy unermüdlich daran, dass ich den Alltag und meine Sorgen jetzt aber mal verjagen soll. Unser Sohn kennt das Lied mittlerweile auswendig. Das hält ihn allerdings nicht davon ab, den tanzenden Balu immer wieder auf seine heiß geliebte Toniebox zu stellen. Und ist er mal kurzfristig nicht auffindbar, springt Simba aus dem „König der Löwen“ ein. Der Würfel mit den lustigen Ohren ist seit Jahren der Renner unter den Musikboxen für Kinder.
Bei uns zu Hause hat er nun ernsthafte Konkurrenz bekommen. Kekz heißt der Kopfhörer, der dem beliebten Musikwürfel den Rang ablaufen könnte. Jedenfalls in der Welt unseres Sohnes. Im Stile eines Mini-DJs tigert der seit einiger Zeit mit den himmelblauen Kekzhörern auf den Lauschern durch die Wohnung. Selbst beim Abendessen werden die Kopfhörer nur unter Protest zur Seite gelegt. Auf längere Autofahrten müssen sie natürlich mit. Genau wie die Toniebox. In Sachen Beliebtheit und Hördauer läuft es bei uns zu Hause auf ein Remis hinaus.
Nun legen Kinder ja in der Regel andere Kriterien an, wenn es um ihre Spielsachen geht. Deshalb haben wir uns die beiden Audiosysteme durch die Erwachsenenbrille angeschaut und gegenübergestellt.
Kekzhörer vs. Toniebox: Duell auf Ohrenhöhe
Lieferumfang und Zubehör
Auf den ersten Blick sind beide System nur schwer miteinander zu vergleichen. Wir versuchen es trotzdem. Während sich bei der Toniebox alles um den Hörspielwürfel mit Lautsprecher und zwei kleinen Öhrchen dreht, kommt Kekz mit einem Kopfhörer aus, in den der Audioplayer integriert wurde. Beim Tonie-Konzept gibt’s den Kopfhörer als Zubehör in der Farbe der Toniebox. Mit einer 3,5-mm-Klinke kann neben dem Tonie-Lauscher aber auch jeder andere Kopfhörer angestöpselt werden. Kekzhörer müssen sich über Kabel keine Gedanken machen – es sei denn der Akku ist leer.
Lieferumfang Toniebox
Toniebox (in sechs Farben)Ladestationbespielbarer Kreativ-Tonie in Farbe der Toniebox
Lieferumfang Kekzhörer Starterset
Kekzhörerein Audiochip (Cookie Crew)USB-C Kabel
In Sachen Zubehör hat Tonie die Lauscher vorn. Das liegt auch an der Geschichte der beiden Firmen. Während die Idee mit den Figuren und der Box bereits 2013 entstand und drei Jahre später marktreif war, wurde Kekz erst 2020 in München gegründet. So hat Tonie rund um seine Box und die mittlerweile mehr als 400 Hörspielfiguren ein buntes Zubehörprogramm aufgelegt. Dazu zählen die Tonie-Lauscher, der Tonie-Transporter, Wandregale in verschiedenen Größen, ein Auto-Organizer, Bezüge, Dekofolien und einiges mehr. Von Kekz gibt es bisher nur einen bedruckten Baumwoll-Sammelbeutel zum Verstauen der Hörer und Audiochips, den die Kinder als Rucksack tragen können.
Bedienung
Zunächst halten wir fest, dass beide Audiosysteme für Kinder ab drei Jahren empfohlen werden. Damit ist klar, dass sowohl die Toniebox als auch der Kekzhörer möglichst einfach und intuitiv bedienbar sein sollten. Sind sie das? Wer ungeduldige Kinder hat, ist mit den Kekzhörern zunächst im Vorteil. Denn hier stecken das Hörspiel, die Gute-Nacht-Geschichte oder eine andere Audiodatei in einem kleinen Chip (ca. vier Zentimeter Durchmesser), der exakt in den rechten Ohrhörer passt, auch von Kinderhänden mit etwas Übung eingeklickt werden kann und durch einen Magneten gehalten wird. Gesteuert wird über die große Kekz-Taste an der linken Ohrmuschel. Drückt man einmal auf diese Taste geht’s einen Titel (ein Kapitel) nach vorn. Möchte man den letzten Titel noch einmal hören, muss man zwei Mal auf die Taste drücken. Unser fünfjähriger Sohn brauchte nur ein paar Minuten, um die wenigen Handgriffe allein zu bewerkstelligen. Aus unserer Sicht haben die Kekz-Gründer das wichtige Thema Lautstärke sehr clever gelöst: Diese verstellt man über einen etwas versteckten Schiebeschalter am linken Ohrhörer. Die mittlere Stufe soll bei 75 dB liegen. Maximal bekommen die Kinder 85 dB auf die Ohren – das nutzten wir vor allem beim Autofahren. Auch die leiseste Stufe ist mit 65 dB für Kinderohren okay, wenn sich die Umgebungsgeräusche in Grenzen halten. Um den Kekz zu tauschen, reicht ein leichter Fingertipp im oberen Bereich. Über einen simplen Kippmechanismus rutscht der Chip aus der Hörmuschel.
Bei den Kekzhörern werden die Audiochips mit Hörspielen und Geschichten von außen in eine der Hörmuscheln geklickt.
© stern.de / Jan Sägert
Etwas mehr Geduld (und vor allem eine Internetverbindung) braucht man, um die Toniebox zum Laufen zu bekommen. Denn der beliebte Musikwürfel muss zunächst eingerichtet werden. Das klappt nicht ohne das Smartphone der Eltern. Auch später muss jede Toniefigur im „mytonies-Account“ über ein Smartphone angemeldet werden. Statt einer Taste steuert man die auf den Figuren gespeicherten Audioinhalte bei der Toniebox über einen beherzten Klaps gegen die Seiten des Würfels. Rechts geht’s nach vorn, links entsprechend einen Titel zurück. Die maximale Lautstärke kann begrenzt werden – allerdings ebenfalls nur über den „mytonies“-Account. Über die beinahe schon legendären Tonie-Öhrchen können die Kids die Lautstärke dann selbsterklärend erhöhen oder drosseln.
Toniebox Bundle mit Lauscher und Träger
Sound
Entsprechend der Zielgruppe haben beide Hersteller den Fokus verständlicherweise nicht primär auf die Soundqualität gelegt. Dennoch gefällt uns der Klang bei den Kekzhörern etwas besser. Das liegt mutmaßlich daran, dass man sich bei Kekz voll auf die Technik des Kopfhörers konzentriert und mehr Wert auf den Sound gelegt hat, der aus den Hörmuscheln schallt. Die Tonie-Lauscher sind „nur“ ein Zubehör zur Toniebox – und das merkt man an der Klangqualität. Was aus der Box selbst kommt, erfüllt seinen Zweck und ist für Kinderohren in Ordnung. Mehr aber auch nicht. Einschränkend sei hier hinzugefügt, dass der subjektive Eindruck ein wenig verzerrt wird, wenn Eltern das ein oder andere Hörspiel zum 43. Mal vorgespielt bekommen.
Über die Hörmuschel mit dem kleinen „k“ wird der Kekzhörer gesteuert.
© stern.de / Jan Sägert
Preis
Mit einer UVP von knapp 70 Euro liegen die Kekzhörer rund 30 Euro unter dem Toniebox Startertset. Für knapp 100 Euro bekommen Toniehörer eine Toniebox und einen sogenannten Kreativ-Tonie, der individuell bespielt werden kann. Der Zweit-Tonie (zum Beispiel für ein Geschwisterkind) kostet ohne Ladestation und Kreativ-Tonie knapp 60 Euro. Im Kekz Starterpaket steckt ein Audiochip. In unserem Fall war das ein 64 Minuten langes Hörspiel der Cookie Crew mit dem Titel „Sprinkle in New York“. Inklusive Sammelbeutel kommt man bei den Kekzhörern auf ein Startinvestment von rund 80 Euro. Wer mit dem Kreativ-Tonie allein zufrieden ist, zahlt 20 Euro mehr. In der Regel füllt sich der Tonie-Koffer allerdings recht schnell mit verschiedenen Figuren. Die sind mit viel Liebe designt. Sie kosten allerdings auch knapp 17 Euro pro Stück. Einen im Gegensatz dazu ziemlich unspektakulären Kekz gibt’s schon für zwölf Euro. Und damit sind wir auch schon bei der größten Schwäche beider Audiosysteme – jedenfalls aus der Sicht der Kund:innen.
Sowohl die Toniebox als auch der Kekzhörer sind in sich geschlossene Systeme, die weder per Bluetooth noch in anderer Form mit „fremden“ Audioquellen verbunden werden können. Legt man sich also einmal für ein System fest, müssen es die Tonies oder eben die Kekze sein. Aus Marketingsicht ist das ein cleverer Schachzug – als Kunde sollte man sich dessen bewusst sein, bevor die Toniebox oder die Kekzhörer auf dem Geburtstagstisch oder unter dem Weihnachtsbaum landen.
Fazit
Können die Kekzhörer der beliebten Toniebox das Wasser reichen? Was den Sound angeht, haben sie uns tatsächlich überzeugt. An welcher Stelle punkten sie noch? Vom Auspacken bis zum ersten Ton dauert es nur wenige Sekunden. Dazu muss man sich weder irgendwo anmelden, noch ein Smartphone mit Wlan-Verbindung zur Hand haben. Apropos Wireless: Die Eltern sind im Kekz-Kosmos nicht nur beim Einrichten außen vor. Kekz ist kabellos. Die Kinder können sich frei bewegen, ohne dass Mama und Papa in Dauerschleife mit den Geschichten von Räuber Hotzenplotz oder dem kleinen Drachen Kokosnuss beschallt werden.
Als Einschlaf-Alternative sind die Kekzhörer dagegen weniger geeignet. Hier bleibt die Toniebox trotz überschaubarer Klangqualität unantastbar. Auch bei der schieren Menge an Hörspielen, Liedergeschichten und Musik kommt Kekz aktuell nicht an die Toniebox heran. Gleiches gilt für das vielfältige Zubehör.
Update: Ende 2023 ging mit dem sogenannten Wunderkekz das Pendant zum Kreativ-Tonie an den Start. Die frei bespielbaren Chips sind zunächst in drei Farben (lila, orange und grün) erhältlich. Wichtig: Um sie mit gelesenen Geschichten, Musik oder anderen Dingen zu füttern, muss eine App auf dem Smartphone oder Tablet installiert werden.
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