Problematische Kulturgüter: Museen erforschen indonesische Objekte aus Kolonialzeit
Mit geraubten Kulturgütern beschäftigen sich niedersächsische Museen schon länger. Jetzt will ein Verbund herausfinden, warum sich so viele Objekte aus Indonesien in den Sammlungen befinden.

Mit geraubten Kulturgütern beschäftigen sich niedersächsische Museen schon länger. Jetzt will ein Verbund herausfinden, warum sich so viele Objekte aus Indonesien in den Sammlungen befinden.

Acht niedersächsische Museen und Sammlungen erforschen gemeinsam ihre Objekte aus Indonesien, die aus der Kolonialzeit stammen. Insgesamt handelt es sich um etwa 1.450 ethnographische Objekte wie Textilien oder Keramik, rund 300 naturkundliche Präparate sowie sechs noch nicht näher erforschte menschliche Überreste, wie das Landesmuseum Hannover mitteilte. Indonesien war eine niederländische Kolonie, doch wie gelangten niedersächsische Museen zwischen 1850 und 1920 in den Besitz dieser Objekte? 

Dies soll das auf zwei Jahre angelegte Projekt herausfinden. Ein Grund könnte die geografische Nähe zu den Niederlanden sein, teilte das Museum mit. Das Projekt wurde vom Netzwerk Provenienzforschung in Niedersachsen gestartet und wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert. Auch der Museumsverband für Niedersachsen und Bremen ist beteiligt.

Projekt soll Dialog mit Indonesien stärken

„Das Projekt schärft den Blick für die Komplexität kolonialer Verflechtungen“, sagte die wissenschaftliche Mitarbeiterin und Indonesien-Expertin, Roberta Zollo. „Ich hoffe sehr, dass unsere Forschung zu kolonialzeitlichen Indonesien-Beständen dazu beitragen wird, einen offenen Dialog zwischen Europa und Indonesien zu stärken.“ Der Einfluss der Niederlande auf dem Gebiet des heutigen südostasiatischen Inselstaates begann schon im 17. Jahrhundert. Erst 1949 erkannten die Niederlande Indonesiens Unabhängigkeit an.

Beteiligt an dem Verbund sind das Landesmuseum Hannover, das Staatliche Naturhistorische Museum – 3Landesmuseen Braunschweig, das Städtische Museum Braunschweig, die Ethnologische Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen, das Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim, das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg, die Naturforschende Gesellschaft zu Emden von 1814 und das Ostfriesische Landesmuseum Emden. 

In den vergangenen Jahren wurden bereits einige Objekte aus der Kolonialzeit an die Herkunftsländer zurückgegeben. Hintergrund war etwa, dass es sich um geraubte Schätze handelte. Auch ethische Gründe spielten eine Rolle. Unter anderem gingen in Braunschweig verwahrte Objekte nach Kamerun und nach Namibia zurück.

Bereits 2017 wurden vom Landesmuseum Hannover die sterblichen Überreste einer mehr als 100 Jahre zuvor gestorbenen indigenen Australierin zurückgegeben. Die Rückkehr der sterblichen Überreste ihrer Vorfahren sei für die Aborigines von immenser Bedeutung, sagte damals die australische Botschafterin.