US-Wahl: Trump-Sieg: Südwest-Unternehmen zurückhaltend
Die USA sind der wichtigste Handelspartner Baden-Württembergs. Das wird sich nicht ändern. Aber die angedrohten Zölle beunruhigen die Manager.

Die USA sind der wichtigste Handelspartner Baden-Württembergs. Das wird sich nicht ändern. Aber die angedrohten Zölle beunruhigen die Manager.

Nach dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA blickt die baden-württembergische Wirtschaft verhalten in die Zukunft. Die Unternehmen erwarten, dass sie sich auf eine aggressivere Handelspolitik einstellen müssen. 

Der Familienunternehmer und Vorsitzende des Beirats und Aufsichtsrats beim Motorsägenhersteller Stihl, Nikolas Stihl, gratulierte Trump und sagte, man würde es begrüßen, „wenn er seine zweite Amtszeit als Chance versteht, der Zerrissenheit im Land ein Stück weit entgegenzuwirken.“ Zugleich sei man zuversichtlich, dass Trumps Politik „die Wettbewerbsfähigkeit der USA stärken und ein günstiges Investitionsklima schaffen wird“. 

Die USA sind für das schwäbische Unternehmen sehr wichtig, nach eigenen Angaben sind sie mit einem Umsatzanteil von einem Drittel der größte Einzelmarkt für die Schwaben. Zudem sei dort der größte Produktionsstandort der Stihl-Gruppe beheimatet. 2.700 Menschen arbeiten für Stihl in den USA, wie das Unternehmen mitteilte. Gleichzeitig ging Stihl davon aus, dass unter Trump der Protektionismus zunehmen wird und Europa sich auf eine deutlich aggressivere Handelspolitik einstellen muss. Die Vereinigten Staaten seien und blieben nach wie vor der wichtigste Verbündete Europas, so Stihl. „Wir müssen in den kommenden Jahren unseren Beitrag dazu leisten, die Interessen- und Wertegemeinschaft mit den USA weiter zu stärken“, forderte Stihl. 

Negative Folgen für Südwest-Wirtschaft

LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kramer erwartet starke negative Auswirkungen für die Südwest-Wirtschaft. Kramer sagte: „Baden-Württemberg wird vom Trumpschen Protektionismus besonders betroffen sein.“ Die Abhängigkeit des Bundeslands von Exporten in die USA liege bei sechs Prozent des regionalen Bruttoinlandsprodukts, deutlich höher noch als die ohnehin schon hohe Abhängigkeit Deutschlands insgesamt. 

Der Autobauer Mercedes-Benz hofft auf konstruktive Gespräche. „Wir setzen auf einen konstruktiven Dialog mit der neuen Regierung“, teilte eine Sprecherin mit. Mercedes sei auf verlässliche und stabile politische Rahmenbedingungen angewiesen, welche die Schaffung von Wohlstand, Beschäftigung und Wachstum unterstützten. Seit mehr als 130 Jahren sei Mercedes-Benz in den USA fest verwurzelt. 

BWIHK fordert Reformen in Deutschland

Die Chefin des Laserspezialisten Trumpf, Nicola Leibinger-Kammüller sagte: „Die Zuspitzung und Vulgarisierung der politischen Kultur durch Trump haben offenbar nicht abschreckend gewirkt.“ Und auch nicht das Heraufbeschwören einer Politik, die von der Durchsetzung amerikanischer Interessen durch die Androhung neuer Zölle auch gegen deutsche Produkte lebe. Mit Blick auf das Inlandsgeschäft in den USA erwarte sie, dass die Bestellungen wieder anziehen werden, da jetzt Klarheit herrsche für die kommenden vier Jahre. „Statistisch gesehen waren Wahljahre in Amerika immer schlechte Umsatzjahre für Trumpf in unserem wichtigsten Auslandsmarkt.“

Der Chef des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK), Christian Erbe, meinte: „Eine verschärfte Handelspolitik war Thema im Wahlkampf und wäre Gift für unsere starke Exportwirtschaft. Umso mehr sind alle politischen Ebenen gefordert, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu erhöhen. Wir können uns kein Zögern und Zaudern leisten!“