Missbrauchs-Prozess: Vergewaltigungsopfer Pelicot kritisiert Ermittlungsbehörden scharf
Das Vergewaltigungsopfer Gisèle Pelicot hat die Behörden scharf kritisiert. Trotz der Vorwürfe ihrer Tochter wegen eindeutiger Fotos sei nicht weiter ermittelt worden.

Das Vergewaltigungsopfer Gisèle Pelicot hat die Behörden scharf kritisiert. Trotz der Vorwürfe ihrer Tochter wegen eindeutiger Fotos sei nicht weiter ermittelt worden.

Das in Frankreich berühmt gewordene Vergewaltigungsopfer Gisèle Pelicot hat den Ermittlern über ihren Anwalt vorgeworfen, Vorwürfen ihrer Tochter gegen deren Vater nicht nachgegangen zu sein. „Warum entscheidet man sich, nicht weiter zu ermitteln?“, fragte ihr Anwalt Antoine Camus am Freitag in Avignon. Er verwies auf die Tochter des mittlerweile geschiedenen Paares, die ihrem Vater vorwirft, sie ebenfalls betäubt und missbraucht zu haben.

Bei dem Angeklagten Dominique Pelicot waren Bilder gefunden worden, die die Tochter unbekleidet und scheinbar schlafend zeigen. Ähnliche Bilder fanden sich auch von den Schwiegertöchtern. Die Tochter hatte unter dem Pseudonym Caroline Darian ein Buch über ihre Erfahrungen veröffentlicht, das den Titel trägt „Ich habe aufgehört, dich Papa zu nennen“.

Die Ermittlungsrichterin Gwenola Journot räumte ein, dass es „keine Erklärung“ gebe. „Wir wissen, dass es von ihr sittenwidrige Bilder gibt. Dazu gibt es keine Erklärung von Herrn Pelicot. Er bestreitet alles“, sagte sie.

Avignon: Wie die Angeklagten sich verteidigen. 6:58

Dominique Pelicot bestreitet Missbrauch der Tochter

Vor Gericht hatte Dominique Pelicot erneut beteuert, dass er seine Tochter nicht angerührt habe. Auf die Frage, warum er keine Bilder von seinen Söhnen habe, hatte er allerdings geantwortet: „Ich fühle mich nicht von Männern angezogen.“

Bei der Anhörung der Untersuchungsrichterin ging es außerdem um die Frage, warum die etwa 10 bis 20 Männer nicht weiter identifiziert worden seien, die auf den Fotos und Videos von Dominique Pelicot zu sehen gewesen waren.

„An einem Punkt haben wir entschieden, die Ermittlungen zu beenden“, sagte die Untersuchungsrichterin. „Von einigen Personen gab es nur sehr unscharfe Bilder“, erklärte sie. „Das ist sicher frustrierend, aber wir haben getan, was wir konnten“, fügte er hinzu.

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Gisèle Pelicots Ex-Mann Dominique Pelicot hat gestanden, seine Frau von 2011 bis 2020 immer wieder mit Schlafmitteln betäubt und vergewaltigt zu haben. In mindestens 92 Fällen waren auch fremde Männer beteiligt, die Dominique Pelicot in Internetforen kontaktiert hatte. Er ist gemeinsam mit 50 weiteren Männern angeklagt.

Die 71 Jahre alte Gisèle Pelicot wird in Frankreich für ihren Mut gefeiert. Sie hatte ausdrücklich darauf bestanden, dass der Prozess nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, „damit die Scham die Seite wechselt“.