Zum 80. Geburtstag: "Wie ein schlechter Scherz" - Modemacher Joop wird 80
Mittlerweile findet Wolfgang Joop Parties anstrengend - der Designer wird 80. Deutsche Mode ist mit seinen Namen verknüpft. Er zeigt sich lässig im Stil, heimatverbunden und vor allem nachdenklich.

Mittlerweile findet Wolfgang Joop Parties anstrengend – der Designer wird 80. Deutsche Mode ist mit seinen Namen verknüpft. Er zeigt sich lässig im Stil, heimatverbunden und vor allem nachdenklich.

Stillstand hat keinen Platz im Leben von Wolfgang Joop. Der Designer, der Montag (18. November) 80 Jahre alt geworden ist, hat zwar den Jetset-Lebensstil hinter sich gelassen, ans Aufhören denkt er aber nicht. Inzwischen macht er ökologische Mode und setzt auf Biomaterialien. Seine Pelzkollektion Ende der 70er Jahre bezeichnet er aus heutiger Sicht als Fehlgriff. 

Eitel und wenig bescheiden sei er, hieß es oft über Joop. In der Modewelt der 90er Jahre und der Ära der Supermodels wie Claudia Schiffer ist er auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Sein Gesicht wird zur Marke, und nicht nur Parfüm trägt neben Kleidung – eine Mischung aus lässig und extravagant – seinen Namenszug. 

„Das Ansehen deutscher Mode auf dem internationalen Markt ist auch mit seinem Namen verbunden“, sagt die Präsidentin des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie, Ingeborg Neumann, die Joop als „großen Künstler“ würdigt.

Als Juror neben Heidi Klum bei „Germany’s Next Topmodel“ ist er als Publikumsliebling in Erinnerung. Er konnte mit Sprüchen über die Modewelt und den Stil mancher Stars – mal zu brav, mal zu sexy – verärgern, aber auch schmeicheln. Ex-Kanzlerin Angela Merkel empfahl er vor 15 Jahren, mehr Dekolleté zu tragen. 

Im Alter ist der Modemacher vor allem nachdenklich zu erleben. „Ich finde, es ist wie ein schlechter Scherz, ehrlich gesagt“, sagt er der Deutschen Presse-Agentur über seinen 80. Geburtstag. „Und Weisheit stellt sich überhaupt nicht ein, außer hin und wieder die Kränkung des Körperlichen, dass man auf einmal nicht mehr diese Energie hat.“ Ungewöhnlich offen erzählt er auch, dass er oft über den Tod nachdenkt. 

Designer findet seinen Sehnsuchtsort in Potsdam 

Geboren wird Joop am 18. November 1944 auf einem Bauernhof in Potsdam. Er verbringt seine Kinderjahre mit Oma, Mutter und Tanten. Als die Eltern nach Braunschweig umziehen, sehnt er sich zu DDR-Zeiten in die Heimat und zu seiner geliebten Tante Ulla zurück. Der heute renovierte Familienstammsitz in Potsdam-Bornstedt ist zum „Sehnsuchtsort“ des Künstlers geworden, der in Hamburg, Monte Carlo und viele Jahre in New York gelebt hat. 

Am Ende seines Buches „Die einzig mögliche Zeit“ schreibt er über Potsdam: „Ja, ich bleibe, hier ist Heimat.“ Aber wie verlockend ist Ibiza, wo Joop eine Finca hat, gerade im deutschen Winter? Er wolle sich derzeit – vielleicht liege es am Alter – kaum wegbewegen, sagt er in seiner mit Gemälden und Skulpturen versehenen Wohnküche in Potsdam.

Auf dem Anwesen, ganz in der Nähe von Park Sanssouci, lebt Joop mit seinem Lebenspartner Edwin Lemberg, mit dem er seit Jahrzehnten zusammen ist, und mehreren Hunden. Er schart auch eine Patchwork-Familie um sich. Seine Ex-Frau Karin wohnt ganz in der Nähe. Dank ihr wurde er nach eigenen Angaben Modedesigner. Auch eine seiner beiden Töchter lebt auf dem Familiengut. Alleinsein sei nichts für ihn, sagt Joop, der fünf Enkel hat. 

Ein Multitalent und die Sorge vor brotloser Kunst

Mit Karl Lagerfeld, der 2019 starb, und Jil Sander zählt er zu den erfolgreichsten deutschen Modemachern. Aber Joop ist auch ein Multitalent: Er hat Werbepsychologie und Kunsterziehung studiert, machte später als bildender Künstler, Maler, Schriftsteller und Schauspieler von sich reden. „Ich sollte, wie mein Vater es wollte, Kunsterzieher werden. Bloß kein Maler, brotlos“, sagt Joop.

Sein größtes Talent ist das Zeichnen, das er schon in der Schule einsetzte: Gegen eine Pin-up-Zeichnung verrieten ihm Mitschüler die Lösungen. Später hatte er eine Ausstellung mit seinen Modezeichnungen bei Sotheby’s in New York. 

Joop setzt auf Mode aus Bio-Material

Seine Marke Joop verkauft der Designer und Modeunternehmer 1998. Einige Jahre später gründet er das neue Luxuslabel Wunderkind, das in Schwierigkeiten geriet. 2023 belebt Joop es neu: Er setzt in Zusammenarbeit mit einem Biomode-Unternehmen auf Nachhaltigkeit und will auch weiter Kleidung aus Material ohne Schadstoffe herausbringen.

„Die Modewelt gilt allgemein als frivol und in gewisser Weise ist es auch so. Aber mit der neuen Kollektion betrete ich Neuland“, beschrieb es Joop. Sein Name ist inzwischen längst auch mit Wohn-Textilien, Tapeten oder Handtüchern verbunden, die Handelsunternehmen vertreiben.

Lebenswerk-Ausstellung 2025 in Arbeit 

Seine Geburtstagsfeier wünscht sich Joop familiär und mit engen Freunden. „Ich finde Partys sehr anstrengend, denn auch da versuche ich dann vielleicht verzweifelt, am längsten aufzubleiben“, sagt er im Interview und lacht.

Neue Projekte sind jedenfalls in Arbeit. 2025 soll es in Potsdam eine Ausstellung über sein Lebenswerk geben. Neben Modedesigns, Skizzen und Skulpturen soll die Retrospektive auch Einblicke in das private Umfeld Joops geben, der über sich sagt: „Ich fühl’ mich viel zu jung, um 80 zu sein.“