Digitalisierung im Luftverkehr: Neues Kontrollzentrum steuert Flugplatzbetrieb aus der Ferne
Am Flugplatz in Emden starten viele Helikopter zu den Windparks in der Nordsee. Künftig sollen Lotsen den Flugbetrieb dort aus der Ferne überwachen - möglich macht das ein neues Kontrollsystem.

Am Flugplatz in Emden starten viele Helikopter zu den Windparks in der Nordsee. Künftig sollen Lotsen den Flugbetrieb dort aus der Ferne überwachen – möglich macht das ein neues Kontrollsystem.

Am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg wird ein neues Kontrollzentrum eröffnet, mit dem der Flugplatzbetrieb statt von einem Tower mithilfe von Kameras aus der Ferne überwacht werden kann. Neben dem Flugbetrieb in Braunschweig-Wolfsburg soll mit diesem System, ein sogenanntes Remote Tower Center (RTC), auch der Betrieb im rund 300 Kilometer entfernten Flugplatz im ostfriesischen Emden gesteuert werden. Dort werde das System voraussichtlich im Januar an den Start gehen, sagte der Geschäftsführer der Emder Flugplatzgesellschaft, Olaf Schmidt, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist die Zukunft für Plätze mit nicht extrem hohen Flugaufkommen.“

Zur Eröffnung des Kontrollzentrums (10.00 Uhr) werden unter anderem Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) und die Oberbürgermeister der beteiligten Städte erwartet. Die frühere rot-schwarze Landesregierung hatte den Aufbau des Kontrollzentrums mit rund fünf Millionen Euro gefördert. Details des Systems, das das Erste in Norddeutschland ist, sollen heute vorgestellt werden. Ein deutsches RTC gibt es bereits am Flughafen Leipzig Halle – dort werden die Flugplätze Saarbrücken und Erfurt überwacht.

Emden ist wichtiger Flugplatz für Verbindungen zu Offshore-Windparks

Mit der Bündelung der Flugplatz-Lotsen an einem Kontrollzentrum werde der Personaleinsatz flexibler, sagte Schmidt. Gerade bei krankheitsbedingten Ausfällen sei es für kleinere Flugplätze schwer, schnell Ersatz zu organisieren. Wenn das nicht gelinge, drohe sonst eine Betriebsunterbrechung. In Emden gab es im vergangenen Jahr rund 11.000 Starts und Landungen. Der Großteil, rund 80 Prozent entfallen laut der Flugplatzgesellschaft auf den Flugverkehr mit Helikoptern zu Offshore-Windkraftanlagen in der Nordsee. 

Nach einem erfolgreichen Testbetrieb sollen die vier bislang im Tower in Emden eingesetzten Lotsen in das neue Kontrollzentrum in Braunschweig-Wolfsburg wechseln. „Wir haben die entsprechende Technik schon vor Ort“, sagte Flugplatz-Geschäftsführer Schmidt. Für die Umstellung wurden an der Tower-Kanzel in Emden mehrere Kameras installiert, die den Lotsen aus der Ferne an Bildschirmen einen 360-Grad-Blick ermöglichen sollen. „So wie es die Lotsen jetzt im Tower auch haben“, sagte Schmidt. Zusätzlich gibt es steuerbare Einzelkameras, mit denen etwa Einzelobjekte näher betrachtet werden können.