In Corona-Zeiten konnte sich der Paketdienst DHL vor Aufträgen kaum retten, inzwischen hat sich die Nachfrage normalisiert. Wie geht es langfristig weiter?
Der Paketdienst DHL, der früher Deutsche Post hieß, möchte sein Geschäft in den kommenden Jahren deutlich ausbauen. Wie aus einer neuen Konzernstrategie hervorgeht, soll der Umsatz bis zum Ende dieses Jahrzehnts um die Hälfte wachsen. Im Jahr 2023 kam das Unternehmen auf Erlöse von knapp 82 Milliarden Euro, 2030 sollen es mehr als 120 Milliarden Euro sein.
Im Schnitt dieses Sieben-Jahre-Zeitraums wäre das ein Plus von knapp sechs Prozent pro Jahr. Das sei ein anspruchsvolles Wachstumsziel deutlich oberhalb der Entwicklung des Bruttosozialprodukts, sagt Konzernchef Tobias Meyer. „Wir wollen schneller und profitabler wachsen.“ Ein Gewinnziel für 2030 setzt sich das Management nicht.
Vorstand hält an Kurzfrist-Prognose fest
Aktuell macht die schwächelnde Konjunktur dem Logistikriesen zu schaffen. Auf die Frage, was denn mit dem schon vor längerer Zeit festgelegten Ziel für das Jahr 2024 sei, erklärt Finanzvorständin Melanie Kreis: „Uns ist klar, dass unsere Prognose für dieses Jahr von vielen angezweifelt wird.“ Sie basiere auf einer Erwartung, die sehr stark von der Geschäftsentwicklung im vierten Quartal abhängig sei. „Wir sind hier auf einem sehr guten Weg.“
In den Monaten November und Dezember werden traditionell am meisten Pakete verschickt. Dann kaufen die Menschen online Weihnachtsgeschenke oder sie gehen bei Rabattaktionen wie dem Black Friday auf Schnäppchenjagd – daher ist das vierte Quartal für Paketdienste wie DHL die wichtigste Zeit des Jahres.
Zukäufe möglich
Beim erwarteten Umsatzwachstum in den kommenden Jahren liegt der Fokus Firmenangaben zufolge auf Wachstum aus eigener Kraft, es sind aber auch Zukäufe möglich. Ein wichtiger Wachstumstreiber soll der Online-Handel sein, der die Paketmengen schon seit langem in die Höhe schnellen lässt. Auch tiefgekühlte Speziallagerungen für den Pharmamarkt sowie der Transport von Windrädern und Logistikdienste für Batteriegeschäfte sollen eine Rolle spielen.
Die DHL Group hat weltweit rund 600.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, gut ein Drittel davon in Deutschland. Früher hieß das Unternehmen Deutsche Post DHL, im vergangenen Jahr hat es sich umbenannt.
Briefmenge wird weiter sinken
Im nationalen Briefgeschäft, das im Internetzeitalter schrumpft, tritt es noch als Deutsche Post auf. Und wie ist die Perspektive in Deutschland? Die beförderte Briefmenge sank im vergangenen Jahr um mehr als sechs Prozent, die Paketmenge stieg hingegen um zwei Prozent. Auf die Frage, ob das Briefgeschäft nicht ein sterbender Schwan sei, sagt DHL-Chef Meyer: „Es schrumpft, aber es stirbt nicht – wir werden noch sehr lange Briefe haben.“
Während der Brief schrittweise durch digitale Kommunikation ersetzt werde, steige der Bedarf nach Paketen. Diese beiden Trends werden sich fortsetzen, macht Meyer deutlich. Finanzvorständin Melanie Kreis betont, dass der Geschäftsbereich Post & Paket Deutschland „ausgezeichnet“ in das Logistikportfolio des Konzerns passe.
Rechtliche Struktur wird „entwirrt“
Weiterhin kündigte der Dax-Konzern eine Änderung der rechtlichen Struktur an. Demnach sollen die Konzernbereiche E-Commerce sowie Post und Paket Deutschland zukünftig als eigenständige Gesellschaften geführt werden, ähnlich den bereits bestehenden Gesellschaften. Konzernchef Meyer spricht von der „Entwirrung eines Wollknäuels“. Seiner Einschätzung nach handelt es sich um eine technische Maßnahme, von der weder Kunden noch Angestellte viel mitbekommen dürften.