Die Kandidatin für den Grünen-Vorsitz, Franziska Brantner, will die Partei attraktiv für breite Wählerschichten machen. „Mein Anspruch ist es, die Wünsche der Vielen ernst zu nehmen – und nicht nur für eine kleine Nische Politik zu machen“, sagte sie dem „Spiegel“ laut Vorabmeldung vom Mittwoch. „Ich möchte, dass wir auch für diejenigen wählbar werden, bei denen wir momentan noch unter Ideologieverdacht stehen.“
Am bisherigen Kurs der Partei äußerte Brantner Kritik. Die Grünen hätten die „leise Mehrheit der Verantwortlichen und Vernünftigen zu selten direkt angesprochen“, urteilte sie. Beim Klimaschutz habe es die Partei in der Regierung versäumt, breite Bündnisse zu schmieden und die Bürger mitzunehmen.
Brantner arbeitet als parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium unter Robert Habeck (Grüne) und gilt als dessen Vertraute. Im linken Parteiflügel gibt es auch deshalb Vorbehalte gegen sie. Sie sei „nicht das Sprachrohr von Robert Habeck“, betonte Brantner nun im Gespräch mit dem „Spiegel“.
„Ich habe nicht vor, mich zu verleugnen“, sagte sie. „Aber ich habe in all diesen Jahren gelernt, dass unsere Partei nur dann stark ist, wenn wir zusammenhalten und gemeinsam nach vorne kämpfen.“
Der derzeitige Grünen-Vorstand hatte in der vergangenen Woche geschlossen seinen Rücktritt erklärt. Die neue Spitze wird auf dem Parteitag Mitte November gewählt. Für den Ko-Vorsitz neben Brantner bewirbt sich der Bundestagsabgeordnete Felix Banaszak.