Die Messe WindEnergy Hamburg hat begonnen. Bundeswirtschaftsminister Habeck lobt die Politik, Hamburgs Senatorin Leonhard die Branche. Ein Firmenvertreter äußert Unmut über Brücken und Straßen.
Nach Aussage von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die Politik erfolgreich Vorbereitungen zum Ausbau der Windenergie getroffen. Der Minister sagte während der Eröffnung der Messe WindEnergy Hamburg über Video: „Ich würde sagen, zum ersten Mal in der deutschen Energiegeschichte hat die politische Seite ihre Aufgabe erfüllt.“
Es bestünden immer Verbesserungsmöglichkeiten, aber einen Engpass beim Ausbau der Windenergie gebe es nicht auf der politischen Seite, sagte Habeck. Die „praktische Seite“ sei nun gefordert. Damit dürfte der Minister die Wirtschaftsvertreter im Publik der Messe gemeint haben. Habeck sagte, es gehe um den Transport, die Produktion und die Installation.
Etwa 40.000 Fachbesucher erwartet
Die WindEnergy Hamburg ist eine mehrtägige Fachmesse für den internationalen Markt, die Hamburg Messe und Congress alle zwei Jahre veranstaltet. Der Veranstalter erwartet dieses Jahr 1.600 Unternehmen und etwa 40.000 Besucher aus der Onshore- und Offshore-Branche. Die Exposition endet am Freitag.
Habeck: Wende vollzogen
Habeck hatte angekündigt, beim Ausbau der Windkraft an Land solle bis zur Mitte des Jahrzehnts ein jährlicher Zubau von zehn Gigawatt geschafft werden. Dieses Jahr werde man in Auktionen die zehn Gigawatt erreichen, sagte Habeck auf der Messe. Bei der Windkraft auf See stehe man wie angekündigt davor, 30 Gigawatt bis 2030 aufzubauen – und das allein mit Anlagen in der Nordsee.
Beim Ausbau der erneuerbaren Energien sei eine 180-Grad-Wende vollzogen worden, sagte Habeck zuvor. „Und ich bin wirklich stolz auf das, was wir erreicht haben.“ Mit „wir“ seien die Bundesregierung, das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) und seine Mitarbeiter sowie Länder, Kommunen und Ämter gemeint. Namentlich nannte Habeck zudem BMWK-Staatssekretär Philipp Nimmermann und dessen Vorgänger Patrick Graichen (beide Grüne).
Firmenchef fordert bessere Infrastruktur
„Die Industrie kann und wird liefern“, kündigte der Chef des niedersächsischen Windkraftanlagenherstellers Enercon, Udo Bauer, an. Er sehe anders als Habeck keinen Engpass. Die Auftragslage sei gut – und die Unternehmen seien vorbereitet.
Probleme gebe es noch beim Transport der Windenergieanlagen. Es brauche eine bessere Infrastruktur als bislang, sagte Bauer, der Brücken und Straßen als Beispiele nannte. Auch Transportgenehmigungen für die Anlagen seien weiter ein Thema. Unzufriedenheit äußern auch Branchenverbände.
Leonhard lobt Fortschritte der Branche
Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) sagte, dass sich die Windindustrie an einem Wendepunkt befinde. „Wir haben in den vergangenen Jahren einen beeindruckenden Fortschritt gesehen.“ Technologien würden effizienter, Kosten fielen und die Akzeptanz erneuerbarer Energien steige weltweit. Innovationen müssten gefördert und wissenschaftliche Erkenntnisse gemeinsam genutzt werden, sagte Leonhard.
Wichtig für die Industrie sind Leonhard zufolge die Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz. Damit könnten genaue Vorhersagen über die Windgeschwindigkeit und den Zustand von Turbinen getroffen werden.
Gewerkschaft: Stellenbesetzung schwierig
Einige Tage vor Messebeginn hatte die Industriegewerkschaft Metall Küste das Ergebnis einer Umfrage vorgestellt, an der sich Betriebsräte von 30 Betrieben aus der Windindustrie beteiligt haben. Die Befragung ergab, dass es in 82,1 Prozent der Betriebe Stellenbesetzungsprobleme gebe. In der Umfrage des Vorjahres lag der Wert bei 86,6 Prozent.
„Die Fachkräftesituation in der Windindustrie ist so angespannt, dass sie nach Einschätzung der Gewerkschaft den Ausbau der Windkraft in Deutschland beeinträchtigen könnte“, teilte die IG Metall Küste mit.