Das Erste zeigt an Weihnachten eine hochkarätige Neuverfilmung des Astrid-Lindgren-Klassikers. Die Serie überrascht. Das Mammutprojekt dürfte nicht nur Kinder vor den Bildschirm locken.
Seit ihrem ersten Erscheinen 1981 hat Astrid Lindgrens „Ronja Räubertochter“ Generationen von Kindern verzaubert: ein mutiges Mädchen, das auf einer Burg in einer Räuberbande aufwächst und eine verbotene Freundschaft mit Birk, dem Sohn des verfeindeten Räuberhäuptlings, beginnt.
Bekannt ist die Coming-Of-Age-Geschichte auch durch einen schwedisch-norwegischen Film aus dem Jahr 1984. Er war ein Riesenerfolg, der noch heute – mitunter als etwas längere Mini-Serie – im deutschen Fernsehen gezeigt wird.
40 Jahre nach der Erstverfilmung gibt es nun eine neue aufwendig produzierte Adaption dieser nordischen Romeo-und-Julia-Geschichte für Kinder – als Serie. Das Erste zeigt die ersten drei von zwölf Folgen als Weihnachtshighlight am 25. (ab 20.15 Uhr) und weitere drei am 26. Dezember (ab 18.00 Uhr).
Serie bleibt dem Buch treu, überrascht aber mit neuen Charakteren
Ziel sei es gewesen, die Erzählung jüngeren Zuschauern zugänglich zu machen, aber auch „die nostalgischen Erinnerungen der älteren Generationen“ wachzurufen, heißt es von der ARD-Spielfilmtochter Degeto, die an der Produktion beteiligt war. Und das ist überaus gelungen.
Die Neuverfilmung, die im mittelalterlichen Schweden spielt, überzeugt mit einer modernen Bildsprache und hervorragend besetzten Rollen. Der Buchvorlage bleibt sie dabei weitestgehend treu, überrascht aber auch mit neuen Erzählsträngen und Charakteren.
Im Mittelpunkt steht die Freundschaft zweier Kinder, die sich gegen den Hass und die Erwartungen ihrer Väter stellen, ihren eigenen Weg gehen – und dabei jede Menge Abenteuer erleben. Wer schon als Kind mitfieberte, als sich Ronja und Birk im verwunschenen Mattiswald vor den blutrünstigen Wilddruden versteckten oder über den fürchterlichen Höllenschlund sprangen, wird nicht enttäuscht. Natürlich darf auch ein Wiedersehen mit den ulkigen Rumpelwichten („Pfui, pfui. Wiesu denn bluß?“) nicht fehlen.
Mit einem mittelalterlichen Dorf, das eine geheimnisvolle Kriegerin zur Hilfe ruft, um den Raubzügen von Ronjas Vater ein Ende zu setzen, wird die Geschichte aber um einen neuen Schauplatz erweitert. Auf der Mattisburg zieht zudem ein Fremder ein, der der Erzählung eine verhängnisvolle Wendung gibt. Für die Handlung ist das nicht von Nachteil, im Gegenteil, es steigert die Spannung und macht die Serie umso sehenswerter.
Mit etwa 40 Minuten pro Folge hätten sie mehr Möglichkeiten gehabt, sagt Drehbuchautor Hans Rosenfeldt, bekannt für Thrillerstoffe wie „Die Brücke“. Auch die Figuren bekämen mehr Raum und könnten „stärker spüren“.
Eine der eindrucksvollsten Szenen der ersten Staffel etwa ist, als Ronja – anders als in Buch und Film – ihren Vater auf einen seiner Raubzüge begleitet und mit eigenen Augen sieht, was den Opfern, darunter auch Kinder, dabei widerfährt. Der Bruch, der später zwischen Tochter und Vater erfolgt, ist hierdurch um Längen glaubwürdiger.
Hauptdarstellerin Kerstin Lindén: Kinder schauen zu Ronja auf
Die selbstbewusste Ronja wird von der schwedischen Nachwuchsdarstellerin Kerstin Lindén verkörpert, die unter mehr als 4.000 Schauspielerinnen ausgewählt wurde. Für sie ist es ihre erste größere Rolle und es beeindruckt, mit welcher Leichtigkeit und Präsenz sie hier heraussticht. Der Ronja verleiht sie eine Tiefe, die in der 80er-Jahre-Version in diesem Maße nicht erreicht wurde.
Dass sie eine der berühmtesten Figuren Astrid Lindgrens spielen darf, sei für sie zunächst schwer zu glauben gewesen, sagt die 16-Jährige in einem Videotelefonat nach Schulschluss. Ronja sei immer ihre Lieblingsfigur von Astrid Lindgren gewesen. Ihre Eltern hätten ihr das Buch vorgelesen, als sie noch recht jung war, auch den Film habe sie geschaut.
„Als Kind war Ronja der wichtigste Mensch für mich, die größte Geschichte, die es gab“, sagt sie. „Sehr viele Kinder in Schweden spielen ihre Abenteuer nach. Ja, wir schauen zu ihr auf. Es ist großartig, sie zu sein.“
Mitunter düster und gruselig
Gedreht wurde rund ein Jahr in Schweden und Litauen. Weil die Natur in der Geschichte eine große Rolle spielt, habe man enorm viel Zeit darauf verwendet, Drehorte zu erkunden, sagt Regisseurin Lisa James Larsson. Allein um den richtigen Waldsee zu finden, besuchte das Team 70 verschiedene Gewässer.
Die TV-Serie ist mitunter etwas düster und für jüngere Zuschauer vielleicht etwas zu gruselig geraten. Sie hätten das Gefühl gehabt, dass dies Astrid Lindgrens Erzählung entspricht, sagt Regisseurin Lisa James Larsson. „Sie hat Kinder immer ernst genommen und nicht vor negativen Emotionen oder furchteinflößenden Bildern zurückgeschreckt.“ Empfohlen ist die Serie ab zehn Jahren.
Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Wann genau die nächsten sechs Folgen gezeigt werden, ist noch nicht bekannt. Die ARD plant hier für das Frühjahr 2025.