Lea: Deshalb öffnet sie sich in ihrer Musik
Am 4. Oktober veröffentlicht Lea ihr neues Studioalbum. Im Interview spricht die Sängerin über ihr emotionalstes Lied und die Melancholie.

Am 4. Oktober veröffentlicht Lea ihr neues Studioalbum. Im Interview spricht die Sängerin über ihr emotionalstes Lied und die Melancholie.

Die Sängerin Lea (32) meldet sich etwa ein Jahr nach ihrer letzten Veröffentlichung mit dem Album „Von der Schönheit und Zerbrechlichkeit der Dinge“ zurück. Dass sie den Hörern auf ihrer sechsten Platte einen Einblick in ihre persönlichen Gefühle gewährt, empfindet die Musikerin „als etwas ganz Wichtiges“. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt Lea von ihrem emotionalsten Lied und warum sie es als wichtig ansieht, die Melancholie im eigenen Leben zu akzeptieren. Außerdem spricht sie über ihre Beziehung zu ihrer Schwester und verrät, wofür sie ihren Eltern dankbar ist.

Ihr neues Album trägt den bedeutungsschweren Titel „Von der Schönheit und Zerbrechlichkeit der Dinge“. Was genau verbirgt sich dahinter?

Lea: Für mich beschreibt der Titel mein eigenes Leben, aber auch die Welt im Gesamten und meine Musik. Alles, was wir als schön, wertvoll und besonders empfinden, ist gleichzeitig so zerbrechlich, weil es uns so viel bedeutet. Das, was wir lieben und worauf wir gut aufpassen, tut besonders weh, wenn es zerbricht. Würde es uns nicht so viel bedeuten, würde es auch nichts mit uns machen, wenn es vorbei ist. Bei der Schönheit und der Zerbrechlichkeit spielt auch die Vergänglichkeit eine große Rolle, weil alles Schöne irgendwann vergeht. Aus dem Grund der Vergänglichkeit wird es so besonders: Würde es nicht vergehen, würden wir uns zu sehr daran gewöhnen und es würde die Magie verlieren.

Dieses Mal führen Sie nicht wie bei „Bülowstrasse“ mit einer Reise einer Protagonistin durch die Songs, sondern stellen Ihre Erlebnisse und Emotionen in den Mittelpunkt. Wie fühlt es sich für Sie an, den Hörern einen so tiefen Einblick in Ihre Gefühlswelt zu geben?

Lea: Ich liebe es, den Hörenden einen so tiefen Einblick in meine Gefühlswelt zu geben, weil ich das als etwas ganz Wichtiges empfinde. Dass die Musik und die Texte die Menschen so erreichen, als hätten sie das selbst erlebt. Ich habe das Gefühl, Musik hilft und heilt und unterstützt beim Verarbeitungsprozess. Es ist so schön, wenn die Leute sich in meiner Musik wiederfinden und es sich für sie so anfühlt, als hätten sie es selbst geschrieben. Das ist für mich ganz wichtig und deswegen bin ich so persönlich in meinen Songs.

Was ist der emotionalste Song, den Sie jemals performt haben und was bedeutet er für Sie?

Lea: Mein emotionalstes Lied ist mein Song „Elefant“, den ich für meine Eltern geschrieben habe. Der geht mir besonders nahe, da ich ihnen für so vieles in meinem Leben dankbar bin und ich weiß, dass ich ohne die beiden nicht auf dieser Bühne stehen würde und die Musik machen würde, die ich heute mache. Sie haben mir ein großes Selbstvertrauen und Liebe mit auf den Weg gegeben und haben mich regelrecht mit Liebe überschüttet. Gerade weil sie mir so viel Liebe mitgegeben haben, habe ich die Möglichkeit, Liebe in meinen Songs an die Menschen zu geben. Meine Eltern haben mir immer das Gefühl gegeben, dass ich alles schaffen kann und ich Fehler machen durfte. Dass ich gut bin, wie ich bin, und dass ich mich nicht anstrengen musste, um Liebe zu bekommen. Das habe ich früher als selbstverständlich angenommen, aber mittlerweile weiß ich, dass das nicht so ist.

Auf Ihrer Tour haben Sie unter anderem mit Herbert Grönemeyer gesungen, mit dem Sie einen Song für sein letztes Album aufgenommen haben. Wie kam es zu der Collab, wie haben Sie sich kennengelernt?

Lea: Herbert Grönemeyer hat mich für sein Album „4630 Bochum (40 Jahre Edition)“ angefragt. Das war für mich einer der größten Momente in meiner Karriere, weil ich schon seit meiner Kindheit großer Herbert-Fan bin. Seine Musik hat mich durch die Kindheit und Jugend hindurch geprägt und beeinflusst. Ich finde seine Lieder und Texte wahnsinnig toll. Das ist natürlich unfassbar, wenn eine Legende wie Herbert Grönemeyer für einen gemeinsamen Song anfragt. Das war wirklich einer der verrücktesten Momente in meinem Leben bisher. Er ist so ein toller Mensch und ich bewundere ihn sehr. Es ist richtig schön, ihn jetzt kennengelernt zu haben und Zeit mit ihm zu verbringen. Er hat auch eigene Blickwinkel auf Dinge, die mich in meiner musikalischen Karriere betreffen. Da konnte ich ihn fragen und mir Tipps holen. Das war eine ganz spannende Erfahrung.

Auf „Edvard Munch“ singen Sie darüber, „dass ohne diese Schwere die Hälfte von mir fehlt“. Was versteckt sich hinter dieser Zeile? Romantisieren Sie die Melancholie, um besser mit ihr umzugehen?

Lea: Die Schwere ist genauso Teil von mir wie die Leichtigkeit. Es ist wichtig, diese Schwere zu akzeptieren und sich selbst so anzunehmen, wie man ist. Besonders wichtig ist es, die Schwere nicht nur als etwas Trauriges und Negatives anzusehen, sondern zu sehen, dass einen das genauso ausmachen kann. Dass aus einer Schwere auch Kunst und etwas Positives entstehen kann. Ich glaube nicht, dass ich die Melancholie romantisiere, sondern dass ich sie in meinen Alltag und mein Leben integriere und dass ich sie so annehme, wie sie ist.

In „November“ sprechen Sie davon, dass „alles viel zu schnell vergeht“. Haben Sie das Gefühl, dass Sie aufgrund Ihrer Karriere etwas verpasst haben bzw. etwas für sie aufgegeben haben?

Lea: Ich habe nicht das Gefühl, dass ich aufgrund der Karriere etwas verpasse oder aufgegeben habe. Aber ich habe das Gefühl, dass ich die Dinge manchmal nicht so genießen kann, wie ich es gerne würde, weil alles so schnell geht. Und darum geht es auch in „November“. Dass schon wieder das Jahr vorbei ist und so schnell vorbei gegangen ist. Das geht bestimmt vielen so. Mein Ziel ist es, mehr im Moment zu leben und den Moment wahrzunehmen, weniger am Handy und mehr in der echten Welt zu sein und die Dinge mehr zu spüren.

„Danke, dass es dich gibt“ haben Sie Ihrer großen Schwester gewidmet. Waren Sie sich schon immer so nahe, was hat Sie so verbunden?

Lea: Meine Schwester und ich waren uns immer schon sehr nah, sie ist meine allerengste Bezugsperson, meine beste Freundin und mein größtes Vorbild. Ich bewundere sie sehr und mir ist ihre Meinung sehr wichtig. Ich, als kleine Schwester, schaue oft zu ihr, meiner großen Schwester, auf. Wir haben ganz viel Kontakt und sehen uns oft, wohnen auch zum Glück beide in Berlin. Ein Leben ohne einander ist für uns beide komplett unvorstellbar.

Wie haben Sie sich genau für die drei Gastsängerinnen Dhurata Dora, Lune und Maïa entschieden? Waren Sie mit ihren Songs vertraut oder kannten Sie sie bereits persönlich?

Lea: Ich kannte sowohl Dhurata Dora als auch Lune und Maia vorher nicht persönlich. Ich kannte aber ihre Musik sehr gut und war bereits davor sowohl großer Fan ihrer Musik als auch von ihnen als Person. Ich finde es super, mit starken, tollen Frauen zusammenzuarbeiten. Die Zusammenarbeit war eine sehr große Bereicherung, und damit auch von ihnen zu lernen und gemeinsam etwas Neues zu erarbeiten. Wir haben uns sehr gut verstanden, hatten einen großartigen Austausch und eine schöne Zeit im Studio. Maia ist sogar bei meiner Tour vorbeigekommen und wir standen gemeinsam auf der Bühne, das war ein sehr besonderer Moment.

Denken Sie schon über Album Nummer sieben nach?

Lea: Album Nummer sieben kommt auf jeden Fall, ich habe schon viele Ideen und bin gedanklich schon dabei zu überlegen, was das Album beinhalten und wie es klingen wird. Ich freue mich jetzt schon wahnsinnig darauf, wieder neue Musik zu machen. Aber jetzt freue ich mich erstmal richtig doll darauf, dass mein Album „Von der Schönheit und Zerbrechlichkeit der Dinge“ draußen ist und ich die Musik endlich mit den Menschen teilen kann.