Kalifornien wird wieder einmal von schweren Waldbränden heimgesucht. Warum es den US-Staat besonders heftig trifft und die Behörden für dieses Jahr noch Schlimmeres erwarten.
Was hat das „La-Niña“-Phänomen mit den Bränden zu tun?
Dem südlichen Kalifornien steht wahrscheinlich ein schwieriges und gefährliches Wetterjahr 2025 bevor. Besorgt blicken Meteorologen auf das sich zurzeit aufbauende Wetterphänomen „La Niña“ (spanisch für: das Mädchen) im südlichen Pazifik: Während einer „La Niña“-Episode wehen besonders kräftige Passatwinde von Ost nach West übers Meer und setzen im Pazifik eine Art gigantische Waschmaschine in Gang. Die schaufelt vor Südamerika kaltes Meerwasser an die Oberfläche und warmes Wasser Richtung Asien – was dort oft zu (noch) mehr Tropenstürmen, in Amerika dagegen zu kühlen Temperaturen und Trockenheit führt. Davon könnte in den nächsten Monaten auch das südliche Kalifornien betroffen sein, wo „La Niña“ Stürme und Trockenheit verursachen und so das Waldbrandrisiko noch weiter hochtreiben könnte.
Welche Rolle spielen die „Santa-Ana“-Winde in Kalifornien?
Noch hat „La Niña“ ihr volles Ausmaß nicht erreicht. Für die dramatischen Januar-Waldbrände rund um Los Angeles hat ein anderes Phänomen den Ausschlag gegeben: die warmen und trockenen „Santa Ana Winde“ – typisch für Kalifornien und insbesondere für die Region Los Angeles. Diese Fallwinde entstehen weit entfernt im Binnenland, durch ein großes Hochdruckgebiet, das sich im Winterhalbjahr über den trockenen Hochebenen vor allem im Bundesstaat Nevada, aber auch über Utah und Teilen Kaliforniens bildet. Diese Kaltluft fließt durch zahlreiche Canyons und Täler zur kalifornischen Pazifikküste ab, erwärmt und beschleunigt sich dabei.
Daher toben gerade im Spätherbst und Winter oft heiße Winde und Stürme mit Geschwindigkeiten von mehr als 100 Kilometern pro Stunde durch Kalifornien und peitschen dort Waldbrände von Tal zu Tal. In diesem Winter wehen die Santa-Ana-Winde sogar so stark wie seit zehn Jahren nicht mehr – ein Grund, weshalb die Behörden in der vom Feuer betroffenen Region um Los Angeles den Katastrophenfall ausgerufen haben.
Wie wirkt sich der Klimawandel auf Waldbrände aus?
Durch den Klimawandel steigt die Gefahr schwerer Wald- und Buschbrände weltweit stark an. Dies belegt eine Studie im Wissenschaftsmagazin „Nature“ eindrücklich. Demnach hat sich zwischen 2003 und 2023 das Risiko extremer Brände global mehr als verdoppelt. Sechs der stärksten Brandjahre innerhalb des Untersuchungszeitraums ereigneten sich den vergangen sieben Jahren.
Auch danach setzte sich dieser Trend fort, wie eine Studie vom vergangenen August zeigt. In der zurückliegenden Waldbrandsaison (März 2023 bis Februar 2024) lagen die durch Brände verursachten CO2-Emissionen um 16 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt. Besonders hart traf es Kanada, wo mehr als 232.000 Menschen vorsorglich zum Schutz vor Feuer und Rauch evakuiert werden mussten. Das Risiko schwerer Buschbrände hat sich dort durch den Klimawandel annähernd verdreifacht. Noch dramatischer ist die Situation in Amazonien, dort drohen Waldbrände heute mehr als 20-mal so häufig wie früher. Laut Daten des europäischen Copernicus Umweltsatelliten waren die gemessenen Emissionen durch Brände im Amazonasgebiet im vergangenen Jahr so hoch wie noch nie. Allein im brasilianischen Teil des Amazonasgebiets brannte es zwischen dem 1. Januar und dem 30. November 2024 insgesamt rund 135.000 Mal. Das bedeutet einen Anstieg von fast 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Wie gefährlich sind die Brände für die Gesundheit der Menschen?
Dass weltweit immer wieder Wälder auf großer Fläche verbrennen, ist auch eine Bedrohung für die Gesundheit. Der Grund liegt vor allem an der Verschmutzung der Luft mit Feinstaub. Laut dem Umweltbundesamt UBA können die besonders kleinen Partikel (PM 2,5) sehr tief in die Lunge eindringen und dort Schäden verursachen. In den Zellen des menschlichen Körpers löse Feinstaub Entzündungen und Stress aus.
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Folgen sind unter anderem Bluthochdruck sowie Krankenhauseinweisungen aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch eine verminderte Lungenfunktion oder eine Verschlechterung bereits bestehender Krankheiten wie Asthma oder chronisch-obstruktiver Bronchitis (COPD) lassen sich vermutlich auf den Einfluss von Rauch zurückführen. Ist eine Mutter in den späteren Monaten der Schwangerschaft einem Waldbrand in der Umgebung ausgesetzt, könnte das zu einem niedrigeren Geburtsgewicht des Neugeborenen führen oder eine Frühgeburt auslösen.
Und noch eine Gefahr droht: Sollte die verbrennende Umgebung schadstoffbelastet sein oder gehen neben Bäumen zudem Häuser, Industriehallen, Maschinen, Autos oder Munition in Flammen auf, können auch Dioxine und hochgiftige Schwermetalle wie Quecksilber und Blei freigesetzt werden – sie lagern sich anschließend an die Feinstaubpartikel an und schädigen die Gesundheit. Akute Rauchvergiftungen, die tödlich enden können, sind dagegen eher selten, weil sich entstehende Partikel und Gase rasch in der Atmosphäre verteilen.
Nach einer Studie, die im vergangenen Jahr im Fachblatt „Nature“ erschienen ist, sind mehr als zwei Milliarden Menschen jedes Jahr mindestens einen Tag lang einer potenziell gesundheitsgefährdenden Umweltbelastung durch Waldbrände ausgesetzt. Dieser Wert soll laut den Forschenden in den vergangenen zehn Jahren um 6,8 Prozent gestiegen sein.