Alkoholkonsum: Wann Trinken zum Problem wird – und welche Therapien dann Hilfe versprechen
Nicht jeder, der sich durch Alkoholkonsum selbst schädigt, ist auch süchtig. Ab wann wird Trinken zum Problem und was ist dann zu tun? 

Nicht jeder, der sich durch Alkoholkonsum selbst schädigt, ist auch süchtig. Ab wann wird Trinken zum Problem und was ist dann zu tun? 

Wenn dieser Tag zu Ende geht, werden in Deutschland wieder rund 200 Menschen am Trinken gestorben sein. 74.000 sind es pro Jahr, 62.000 davon erliegen einer allein durch Alkohol verursachten Erkrankung – Unfälle und Folgeeffekte ausgenommen. Nach medizinischem Konsens, erst in diesem Jahr wieder durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bekräftigt, gilt heute: „Keine Menge Alkohol ist sicher.“

Alkoholkonsum verursacht volkswirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe

Den volkswirtschaftlichen Gesamtschaden durch Alkoholkonsum gibt das Bundesgesundheitsministerium aktuell mit 57 Milliarden Euro pro Jahr an. Der eigentlich erforderliche Therapieaufwand ist darin jedoch keineswegs voll abgebildet – mitgezählt werde nämlich nur Behandlungen von Patienten, die vom Arzt eine Abhängigkeitsdiagnose bekommen haben. Für diese Abhängigkeit gibt es eindeutige Anzeichen: Das starke Verlangen nach Alkohol zählt dazu, eine Art Zwang also. Ebenso körperliche Entzugssymptome und die Vernachlässigung anderer Interessen oder sogar des gesamten Alltagslebens. Schließlich ein Fortsetzen des Konsums, obwohl Körper und Seele längst schwere Schäden zeigen.

STERN PAID 44_23 IV Til Schweiger 23:50

Gefährlich kann es jedoch bereits lange vor der Sucht werden. Ein „Schädlicher Alkoholgebrauch“ liegt vor, wenn Folgeschäden des Trinkens zu erkennen sind. Die können physischer oder psychischer Natur sein. Ein deutliches Warnzeichen ist es, wenn soziales Fehlverhalten bereits von anderen kritisiert wird. Bei der Diagnosestellung kommt es darauf an, ob das schädliche Trinken mindestens seit einem Monat andauert oder binnen Jahresfrist wiederholt aufgetreten ist. Auch diese Form des Trinkens sollte behandelt werden – etwa durch eine Kurzzeit- oder Verhaltenstherapie, mit der sich zum Beispiel lernen lässt, wie man nach ein, zwei Gläsern aufhört.

Wer regelmäßig abstürzt, muss zum Arzt

Eine eigene Kategorie bildet das Rauschtrinken, der gelegentliche Absturz, bei dem hohe Alkoholmengen in kurzer Zeit konsumiert werden. Selbst wenn das selten geschieht, ist es etwa mit einem enormen Unfallrisiko verbunden. Männer sind sehr viel stärker betroffen als Frauen. Der Rausch führt an oder über die Grenze der Akuten Intoxikation, der Alkoholvergiftung. Sie verursacht schwere Bewusstseins- und Verhaltensstörungen, wird aber nur dann als Hauptdiagnose gestellt, wenn keine länger andauernden Probleme mit Alkohol vorliegen. Bei diesen sollte stets ärztliche Hilfe gesucht werden.

Risikoarmer Konsum zeichnet sich durch die Einhaltung der WHO-Höchstmengen pro Tag aus: 12 Gramm Alkohol (0,3 Liter Bier) für nicht schwangere Frauen, doppelt so viel bei Männern. Wer auf Alkohol verzichten kann, sollte das nach heutigem Erkenntnisstand tun – 57 Prozent der Erwachsenen in aller Welt schaffen dies der WHO zufolge.